„Nachlesen, nachforschen und nachdenken“

Tag der offenen Tür im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen

Bereits am Vormittag legten Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl, Sindelfingens Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer und der Vorsitzende des Hauses der Donauschwaben Raimund Haser, MdL, im Ehrenhof zum Gedenken an die Opfer der Donauschwaben einen Kranz nieder.

„82 Millionen Menschen sind nach Daten der UNO aktuell weltweit auf der Flucht vor Hunger, Gewalt, religiöser Auseinandersetzung, Tod, Krieg und Heimatverlust“, so Haser. „Deshalb ist es wichtig, dass wir Orte schaffen und erhalten, an denen wir uns mit uns selber auseinandersetzen – mit dem Leid, das unser Volk über andere gebracht hat, aber auch mit dem Leid, das unser Volk erdulden musste. Das Haus der Donauschwaben ist ein solcher Ort.“

Es sei ein Ort zum Nachlesen, Nachforschen und Nachdenken über die Geschichte der Väter und Mütter, Großväter und Großmütter, die Geschichte der Republik und des wirtschaftlichen Aufstiegs Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, der durch den Zuzug von 12 Millionen fleißiger und integrationswilliger Vertreibungsopfer möglich wurde. „Über eine Geschichte, die mehr und mehr verschwimmt, weil die Letzten, die davon am Küchentisch erzählen können, bald nicht mehr da sein werden“, beschrieb Haser die Aufgabe. Alleine in Sindelfingen seien nach dem Krieg etwa ein Drittel der Bewohner Flüchtlinge gewesen.

Am Nachmittag sprach Prof. Dr. Bernd Fabritius, Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Das Haus der Donauschwaben nehme eine Vielzahl wichtiger Aufgaben wahr als Kulturzentrum und Begegnungsort, als Bibliothek, Dokumentations- und Forschungszentrum. Die Kultur der Heimatvertriebenen sei als bedeutender Teil des gesamtdeutschen Erbes zu bewahren, zu entwickeln und weiterzugeben, so Fabritius.

Um diesen Aufgaben auch künftig gerecht zu werden, muss das Haus der Donauschwaben von Grund auf saniert werden. „Die Umbaupläne sind baureif. Wenn der Gemeinderat im Herbst zustimmt, können wir im nächsten Jahr umbauen“, erklärte Haser hoffnungsvoll.

(Quelle: Auszüge aus einem Bericht der Sindelfinger Zeitung / Renate Lück)

„Ein bisschen Heimweh nach meiner alten Heimat habe ich eigentlich immer“

Goldenes Verdienstkreuz von Ungarn für Hans Schmuck

v.l.n.r.: Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó, Hans Schmuck, Georg Hodolitsch (Landesvorsitzender der LDU in Bayern)

Der große Saal im ungarischen Generalkonsulat in München war festlich dekoriert – aus gegebenem Anlass, denn Hans Schmuck wurde mit dem Goldenen Verdienstkreuz von Ungarn ausgezeichnet. Die von Staatspräsident János Áder verliehene Auszeichnung überreichte Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó.

Der Generalkonsul ging in seiner Laudatio auf den Werdegang von Hans Schmuck ein. Schmuck wurde in einem kleinen Dorf in Transdanubien in Ungarn geboren. Die Familie wurde am 22. Mai 1946 aus dem Dorf Vértesacsa vertrieben und kam mit den wenigen verbliebenen Habseligkeiten nach Notzingen in Baden-Württemberg. Dort baute seine Mutter – der Vater war noch in Ungarn verstorben – später ein Haus für die Familie.

Beruflich hat Hans Schmuck einen beachtlichen Werdegang vorzuweisen, der ihn über Neumünster und Kiel – dort lernte er seine Ehefrau Karin kennen – bis zurück in den Süden nach Wolfratshausen bei München brachte. Zwei Töchter und zwei Enkelkinder gehören heute zur glücklichen Familie.

Hans Schmuck setzte sich ein Leben lang für andere ein. In seiner neuen Heimat engagierte er sich vor allem für die Angelegenheit der Deutschen aus Ungarn. 22 Jahre lang war er Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Bayern, elf Jahre lang war er als Vorsitzender der Bundesdelegiertenversammlung der LDU tätig. Auch politisch war Hans Schmuck aktiv: 18 Jahre lang war er Stadtrat in Geretsried für die CSU.

Als Landesvorsitzender der LDU stärkte und pflegte er den Austausch mit dem Generalkonsulat von Ungarn in München sowie mit anderen Einrichtungen. Er organisierte regional und überregional Kulturveranstaltungen, Vorträge, Ausstellungen und Reisen nach Ungarn. Schmuck pflegt bis heute intensive Beziehungen mit seiner alten Heimat.

In seinen Dankesworten brachte der Geehrte zum Ausdruck, dass ihm die Völkerverständigung zwischen Ungarn und Deutschland ein wichtiges Anliegen sei. Dabei sei es ihm stets eine Herzensangelegenheit gewesen, die deutsch-ungarische Geschichte lebendig zu vermitteln, Kontakte zueinander und das Verständnis füreinander zu fördern. Hans Schmuck ließ dabei erkennen, dass sein Herz auch 75 Jahren nach der Vertreibung immer noch für zwei Heimaten schlägt und verriet zum Schluss: „Ein bisschen Heimweh nach meiner alten Heimat Ungarn habe ich eigentlich immer.“          

 

 

„Die Situation der katholischen Kirche in Ungarn, Jugoslawien und Rumänien 1944/45 bis ca. 1950“

Historikertagung im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen

Mit der Fragen zur Geschichte der (katholischen) Kirche unter den kommunistischen Diktaturen in Ungarn, Jugoslawien und Rumänien an der Zeitenwende am Ende des Zweiten Weltkrieges beschäftigten sich gleich mehrere namhafte Historiker anlässlich einer Tagung, zu der das St. Gerhardswerk nach Sindelfingen eingeladen hatte.

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Dr. Brendel folgten mehrere Vorträge, die in unter-schiedlichen Ausrichtungen immer wieder das Spannungsfeld zwischen Staat bzw. Staatspartei und der Kirche als Institution in den Fokus rückte.

Prof. Dr. Aleksandar Jakir, der aus Kroatien angereist war, berichtete in seinem Vortrag u.a. über das brutale Vorgehen gegen die Kirche im jugoslawischen Sozialismus.

Robert Pech M.A. beleuchtete in seinem Referat die Situation der Donauschwaben in Jugoslawien und ging dabei u.a. auf das Wirken von Pater Wendelin Gruber ein, der 1945 von den kommunistischen Machthabern zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, weil er seelsorgerischen Dienst an seinen Landsleuten in den jugoslawischen Lagern verrichtete.

Dr. Gábor Bánkuti war per Liveübertragung zugeschaltet und ging in seinem Vortrag auf die kommunistische Kirchenpolitik in den ungarisch-rumänischen Grenzregionen nach Trianon ein, die die Kirchen vor eine besondere Aufgabe stellten.

Auch Dr. Andor Lénár war über eine Videokonferenz zugeschaltet und referierte am Beispiel von József Pétery, Bischof von Vác/Waitzen über dessen Tätigkeiten im Schatten der kommunistischen Diktatur in Ungarn.

Dr. Katalin Gajos-Frank aus Budaörs schloss die Historikerkonferenz mit einem packenden Vortrag über die Rolle der katholischen Kirche speziell bei den nicht vertriebenen Ungarndeutschen nach 1946 und gab dabei auch Einblicke in die eigene Familiengeschichte.

Georg Köber, als Vertreter unserer Landsmannschaft, hatte im Anschluss an die Konferenz die Gelegenheit, das Gespräch mit Frau Dr. Gajdos-Frank weiter zu vertiefen.

„Quo vadis? – Unsere Post“

Videokonferenz zwischen der LDU und dem Schwabenverlag

Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hatten Vertreter der LDU zusammen mit Verantwortlichen der Unternehmensgruppe des Schwaben-verlags sowie der Unternehmens-tochter „Unsere Post“ über ein zukunftsfähiges Konzept zum Fort-bestand der Heimatzeitschrift der Deutschen aus Ungarn beraten.

Schon damals war verabredet worden, den konstruktiven Dialog auch in 2021 fortzusetzen. Pandemiebedingt fand ein erneutes Treffen nun digital statt, an dem seitens der LDU der Bundesvorsitzende Joschi Ament und der Bundes-geschäftsführer Erich Gscheidle teilnahmen. Seitens des Schwabenverlages waren die Gesprächs-teilnehmer erneut Stefan Schweizer (Leiter Marketing des Schwabenverlags) und Klaus Loderer (Chefredakteur der „Unsere Post“).

„Leider konnten wir unsere ambitionierten Ziele für das Jahr 2021 bislang nicht erreichen“, so Joschi Ament. „Die Zahl der Abonnenten ist sogar weiter rückläufig“, wie Stefan Schweizer hinzufügte. „Uns fehlen die Veranstaltungen, um die Menschen gezielt auf ein Abonnement anzusprechen“, stellte Erich Gscheidle fest, „denn es ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, die „Unsere Post“ von Generation zu Generation weiterzugeben“, so das Fazit der Gesprächsrunde.

Dennoch waren sich die Teilnehmer der Videokonferenz einig, für die Heimatzeitung, die bereits seit 1946 regelmäßig erscheint, weiter nach tragfähigen Lösungen zu suchen. „Die Aufgabe bleibt schwierig“, so Ament. Die Zukunft wird es zeigen, in welcher Form ein Fortbestand der „Unsere Post“ gesichert werden kann.

 

„Unsere Brückenfunktion macht uns einzigartig“

70 Jahre Donaudeutsche Landsmannschaft in Rheinland-Pfalz

Unsere Zeit mit ihrem hektischen Lebensrhythmus vergisst nur allzu schnell, wie schwierig die Ausgangssituation für Einheimische und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1945 bis 1950 war.

Über 200.000 Ungarndeutsche verloren durch die Vertreibung in den Jahren 1946 bis 1948 ihre Heimat in Ungarn. Die meisten Ungarndeutschen – fast 150.000 von ihnen – kamen nach Baden, Württemberg-Baden und Bayern. Nur etwa 1.000 Ungarndeutsche fanden in dem 1946 neu gegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz eine neue Bleibe. Nach der Ankunft in Deutschland standen zunächst für alle Vertriebenen der Wiederaufbau und die wirtschaftliche Eingliederung an erster Stelle.

Am 21. Oktober 1950 versammelten sich in Neustadt an der Weinstraße 75 Vertrauensleute der Heimatvertriebenen aus dem rumänischen Banat, aus Ungarn und aus Jugoslawien, um eine Landsmannschaft der Pfälzer aus dem Donauraum zu organisieren.

Die offizielle Gründungsversammlung mit nahezu 300 Teilnehmern fand dann am 28. Januar 1951 in Neustadt/Weinstraße statt. Der neu gegründete Verband wurde noch am selben Tag als „Landsmannschaft der Deutschen aus dem Donauraum e.V.“ in das Vereinsregister eingetragen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Stefan Rettig gewählt.

In den Jahren nach der Gründung hatte der Landesverband der Donaudeutschen in Rheinland-Pfalz bis zu 55 Untergliederungen, bestehend aus Kreis-, Stadt- und Ortsverbänden. Auch nach 70 Jahren sind immer noch etwa 450 Mitglieder in den landsmannschaftlichen Untergliederungen organisiert.

Da pandemiebedingt ein Festakt bislang nicht ausgerichtet werden konnte, übermittelte der Bundesvorsitzende der LDU seine Glückwünsche in der aktuellen Ausgabe der Verbandszeitung der Donaudeutschen.

„Unsere Brückenfunktion macht uns Deutsche aus dem Donauraum einzigartig und deshalb hoffe ich, dass es uns gelingen mag, auch die nachfolgenden Generationen unserer Volksgruppe zum Erhalt unseres gesamten kulturellen Erbes zu motivieren und zu faszinieren“, so Ament in seinem Grußwort.

„Ein Meilenstein in der Kommunikation“

Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen präsentiert neues einheitliches Erscheinungsbild

Einen wichtigen Meilenstein passiert die Kommunikation der LdU:

Ab 1. Juli ändern sich Logo und Image. Künftig erscheint die Landesselbstverwaltung online und in ihren Printdokumenten mit neuen, einheitlichen und modernen grafischen Lösungen, die allerdings auf den wohl bekannten Farben, Formen und Motiven basieren.

Vorsitzende Ibolya Hock-Englender betonte im Vorwort des Corporate-Design-Handbuchs, dass das einheitliche Erscheinungsbild, zu dem sich die LdU verpflichtet hat, die visuelle Ausprägung der Mission der Landesselbstverwaltung sei, nämlich nach wie vor zuverlässige, authentische und nachhaltige Stütze der in Ungarn lebenden deutschen Gemeinschaft zu sein.

(Quelle: ldu.hu /Bild:zentrum.hu)

„Museum trotz Krise“

Vorstand und Leitung des Donauschwäbischen Zentralmuseums im Dialog mit dem Stiftungsrat

Das Jahr 2020 stand auch im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm – das auch unter den Initialen „DZM“ bekannt ist – ganz unter dem Einfluss der COVID-19-Pandemie. Mit dem bundesweiten Lockdown ab März blieb das Museum für zwei Monate geschlossen und geplante Veranstaltungsprogramme mussten abgesagt werden, wie Museumsdirektor Christian Glass anlässlich der Sitzung des Stiftungsrates des DZM berichtete.

Dabei entwickelte auch das DZM rasch digitale Angebote: es entstand zum internationalen Museumstag ein Film, und auf der Website wurde eine einführende 360º-Tour durch Teile des Museums eingerichtet, so Glass weiter.

Das Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen des DZM am 1. Juli 2020 wurde nicht mit Veranstaltungen vor großem Publikum begangen, sondern mit einer schlichten Pressekonferenz des Vorstandes. Die Medien berichteten dennoch ausführlich darüber.

Durch den zweiten Lockdown im November wurde die Schließung der Dauerausstellung lediglich um vier Wochen vorverlagert, denn bereits das ganze Jahr hindurch beschäftigte sich das gesamte Museumsteam mit der Neukonzeption der zukünftigen Ausstellungen „Donauschwaben. Aufbruch und Bewegung“ und „Donau. Flussgeschichten“. „Ab Frühjahr 2022 soll das DZM seine Türen für das interessierte Publikum wieder öffnen“, wie Glass in Aussicht stellte.

Neben weiteren Berichten – unter anderem des Vorstandes und des wissenschaftlichen Beirates – erhielten die Mitglieder des Stiftungsrates unter der Leitung von Staatssekretär Julian Würtenberger einen noch detaillierten Sachstandsbericht über die künftigen Ausstellungsrundgänge im DZM.

Die Kulturreferentin für den Donauraum, Frau Dr. Swantje Volkmann, stellte abschließend den Mitgliedern des Stiftungsrates einen umfassenden Jahresbericht mit den durch das Amt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderten Projekten zur kulturellen Breitenarbeit, Jugendprojekten und Bildungs- und Vermittlungsangeboten vor. Durch die Corona-Pandemie sei auch diese Arbeit mit einer Situation konfrontiert worden, die es so noch nie gegeben hätte, so Dr. Volkmann.

Insgesamt zeigten sich alle Sitzungsteilnehmer zuversichtlich und richteten allesamt den Blick in die Zukunft. „Wir hoffen auf eine erfolgreiche Wiedereröffnung im Februar 2022“, so auch Joschi Ament, der als Vertreter der LDU Mitglied des Stiftungsrates ist.

„Es ist uns eine Pflicht und eine Freude, das Kulturgut der Deutschen im östlichen Europa auch zukünftig zu pflegen“

Minister Thomas Strobl ist weiterhin Landesbeauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler in Baden-Württemberg

Der stellvertretende Ministerpräsident von Baden-Württemberg und Innenminister Thomas Strobl ist am 6. Juli 2021 vom Ministerrat erneut zum Landesbeauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler berufen worden.

„In den Südwesten kamen nach dem Zweiten Weltkrieg rund eineinhalb Millionen Heimatvertriebene und Flüchtlinge. Für diese Menschen war es eine Herausforderung, sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden und das Erlittene zu verarbeiten. Sie haben viel investiert, um sich eine neue Existenz aufzubauen und sich in die Gesellschaft zu integrieren. Dem trägt die Landesregierung durch die Pflege und den Erhalt des Kulturguts der Deutschen im östlichen Europa Rechnung. Mit meiner erneuten Berufung zum Landesbeauftragten wird die große Bedeutung und Leistung dieser Menschen hervorgehoben. Sehr gerne bin ich weiterhin erster Ansprechpartner für die Anliegen und Interessen der deutschen heimatvertriebenen Landsleute, Flüchtlinge und Spätaussiedler“, sagte der stellvertretende Ministerpräsident von Baden-Württemberg und Innenminister Thomas Strobl anlässlich der Berufung.

„Baden-Württemberg zeigt eine große Wertschätzung gegenüber den Heimatvertriebenen und Flüchtlingen. Ihr reiches kulturelles Erbe ist uns eine Verpflichtung. Dieses Erbe werden wir auch in Zukunft weiter pflegen, erhalten und leben“, so der Landesbeauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler Minister Thomas Strobl abschließend.

(Quelle: Pressestelle Ministerium des Innern, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg)

„Wichtiger Baustein der Erinnerungslandschaft“

Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung holt Vertreibungsschicksale aus dem Erinnerungsschatten

Zum Eröffnungsfestakt des Dokumentationszentrums der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ am 21. Juni 2021 in Berlin erklärte BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius:

„Für die deutschen Heimatvertriebenen Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler und ihre Verbände ist das „Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ das wichtigste der bislang fehlenden Bausteine in der Erinnerungs- und Gedenkstättenlandschaft der Hauptstadt.

Die heutige Eröffnung ist für uns daher zum einen eine große Genugtuung. Zum anderen ist sie durch die Teilnahme von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters sowie in ihrer zeitlichen Nähe zum nationalen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni nochmals ein besonderes Zeichen der Verbundenheit mit den in der Ausstellung dokumentierten Schicksalen.

Hier hat die Bundesrepublik Deutschland – auf Initiative des Bundes der Vertriebenen und unserer Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN – einen Erinnerungs- und Lernort geschaffen, der schwerpunktmäßig die Geschichte der 15 Millionen deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge darstellt – sich aber an die gesamte Gesellschaft, an eine breite, sogar internationale Öffentlichkeit richtet, die oft zu wenig vom Schicksal der Vertriebenen weiß.

Damit ist ein weiterer Schritt getan, diese Schicksale aus dem Erinnerungsschatten zu holen, in dem sie insbesondere deshalb gelegen haben, weil die Verantwortung für den von Nazi-Deutschland ausgegangenen Zweiten Weltkrieg, den Zivilisationsbruch des Holocaust oder die Millionen Opfer deutscher Besatzungsherrschaft die Anteilnahme mit deutschen Opfern dieser Zeit erschwerten.

In der Einbettung in den historischen Kontext sowie in andere Flucht- und Vertreibungsgeschehen liegt für jeden Besucher die Chance zu erkennen, wie groß die Gefahren immer wieder zu beobachtender Kreisläufe von Rache und Gewalt gerade im Fall von Vertreibungen und ethnischen Säuberungen sind. Daher bleiben die zweifelsfreie Anerkennung des Heimatrechtes als Menschenrecht sowie die Einführung eines internationalen Vertreibungsverbotes zwei der wichtigsten Anliegen des BdV.“

(Quelle: BdV Bundesgeschäftsstelle)

„Den Toten das Versprechen geben, dass ihre Geschichte wahrhaftig erzählt wird“

Gedenken an die Opfer von Flucht und Vertreibung in Stuttgart-Bad Cannstatt

Auch in diesem Jahr fand in enger Abstimmung des baden-württembergischen Innenministeriums und des BdV Landesverbandes Baden-Württemberg am Vertriebenendenkmal im Schlosspark in Stuttgart-Bad Cannstadt eine Gedenkfeier für die Opfer von Flucht und Vertreibung statt.

Staatssekretär Julian Würtenberger zitierte in seiner Rede u.a. den deutschen Historiker Andreas Kossert, der sagte: „Der gewaltsame Verlust von Heimat und die Suche nach dem Woher, nach Antworten auf die Fragen, was die eigene Identität im Hier und Jetzt ausmacht, sind elementar im Leben der Nachkommen von Flüchtlingen und Vertriebenen.“ Vor diesem Hintergrund sei es gut, wenn sich Kinder und Enkel auf Spurensuche begeben, denn das Erinnern sei auch wichtig für die Nachgeborenen, so der Staatssekretär.

Würtenberger dankte den Heimatvertriebenen aber auch für die beeindruckende Aufbauleistung in Baden-Württemberg nach dem Zweiten Weltkrieg und für ihre Leistung als Brückenbauer nach Osteuropa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs.

Raimund Haser, Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg, ging in seiner Gedenkansprache zunächst auf den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg ein, den erst die fleißigen, arbeits- und integrationswilligen Heimatvertrieben ermöglicht hätten. Was sie alle dabei verband, sei deutsche Kultur und deutsche Sprache gewesen, so Haser.

Haser bemängelte, dass sich im Laufe der Zeit bei vielen Menschen ein sehr einfaches und leider auch sehr falsches Bild vom Kriegsende eingeprägt hätte. „Am 8. Mai 1945 hat Deutschland die Kapitulation unterschrieben, und im Sommer danach sind wir mit dem VW-Käfer und mit Heinz Erhard im Ohr nach Italien in den Urlaub gefahren.“ Genau so sei es eben nicht gewesen, so Haser, und deshalb sei es auch so wichtig, die Vertreibungsschicksale nicht zu verdrängen.

„All das wird immer schwerer zu vermitteln. Erst recht in den kommenden Jahrzehnten, wenn keiner mehr am Leben sein wird, der alles das am eigenen Leib erfahren hat“, mahnte Haser.

Der CDU-Landtagsabgeordnete, der selbst Sohn eines heimatvertriebenen Donauschwaben ist, schloss mit den Worten, dass man deshalb den Toten das Versprechen geben müsse, dass ihre Geschichte wahrhaftig erzählt werde, und man gleichzeitig den Kindern beibringen müsse, dass das Leid in jedem Krieg am Ende immer diejenigen am härtesten treffe, die am allerwenigsten dafür können.