„80 Jahre danach – aus verschiedenen Blickwinkeln“

Fachforum „Flucht und Vertreibung“ im Prinz-Carl-Palais in München

Ende März waren auf Einladung der Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Dr. Petra Loibl, MdL, über 100 Teilnehmer beim Fachforum „Flucht und Vertreibung“ im Prinz-Carl-Palais in München zu Gast.

Für diese zentrale Veranstaltung im Rahmen des Gedenkjahres zu „80 Jahren Flucht und Vertreibung der Deutschen aus dem östlichen Europa“ hatte Dr. Loibl neben namhaften Referenten aus den im Freistaat ansässigen wissenschaftlichen Einrichtungen, die sich vertieft mit der Thematik auseinandersetzen, auch eine Zeitzeugin und Vertreter aus Regierung, Opposition und Verwaltung gewinnen können.

In ihren Beiträgen beleuchteten diese die Thematik nicht nur aus spezifischen Perspektiven, sondern gewährten auch einen Blick darauf, wie sich die Sicht auf das Schicksal der deutschen Vertriebenen und ihre Eingliederung in Bayern über Jahrzehnte gewandelt hat.

Staatsminister für Europa Eric Beißwenger, MdL, sprach als Schirmherr der Veranstaltung ein Grußwort. In seinen Worten wurde deutlich, dass Vertriebenenpolitik heute mehr denn je Europapolitik ist, und die Auseinandersetzung mit den damaligen Ereignissen gar nicht mehr zu trennen ist vom Gedanken einer nachhaltigen Verständigung im Herzen unseres Kontinents.

Den Anfang der Referenten machte Dr. Florian Kührer-Wielach vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) in München mit einer „Einführung in das Thema Flucht und Vertreibung“, ehe mit Ria Schneider eine Zeitzeugin der damaligen Ereignisse zu Wort kam. Es folgten die Vorträge „Kinder als Opfer von Flucht und Vertreibung“ von Prof. Dr. Andreas Otto Weber vom Haus des Deutschen Ostens in München und „Unbewusstes Schicksal – Transgenerationelle Folgen der Vertreibung“ von Prof. Dr. Katrin Boeckh vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung Regensburg (IOS). Abgeschlossen wurde das Vormittagsprogramm durch den Beitrag „Tabu in Bildern – Flucht und Vertreibung in tschechischer Literatur und Film“, in dem Prof. Dr. Jana Osterkamp vom Bukowina-Institut Augsburg ihre Zuhörer auf eine faszinierende kulturgeschichtliche Reise mitnahm.

Nach der Mittagspause ging es dann darum, wie Politik und Verwaltung in Bayern in den vergangenen 80 Jahren mit Flucht und Vertreibung umgegangen sind und welche Entwicklungsstränge und Veränderungen dabei sichtbar werden. Hier kamen die beiden vertriebenenpolitischen Sprecher der CSU- und der SPD-Fraktion, Josef Zellmeier, MdL, und Volkmar Halbleib, MdL, sowie Paul Hansel, langjähriger Ministerialdirigent in Staatskanzlei und Sozialministerium, zu Wort.

Im letzten Vortrag des Fachforums „Flucht und Vertreibung“ skizzierte Dr. Martin Zückert vom Collegium Carolinum in München „Die Erinnerung an die Vertreibung bei unseren östlichen Nachbarn“, ehe die Beauftragte in ihrem Schlusswort die Ereignisse und Ergebnisse des Tages resümierte.

 

 

Quelle: Die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene

„Forschung, Lehre, Dokumentation und Wissensvermittlung“

Das IdGL lud zum Forum der Landsmannschaften nach Tübingen ein

Das Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde (IdGL) ist ein außeruniversitäres Forschungsinstitut im Geschäftsbereich des Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Baden-Württemberg 1954 die „Patenschaft über die Volksgruppe der Donauschwaben“. Im Rahmen dieser historischen Verantwortung wurde das Institut 1987 gegründet.

Neben der wissenschaftlichen Erforschung und Dokumentation der Geschichte, der Landeskunde und der Dialekte der deutschen Siedlungsgebiete in Südosteuropa sowie die zeitgeschichtlichen Fragen von Flucht, Vertreibung und Eingliederung gehört der regelmäßige Austausch mit den vier donauschwäbischen Landsmannschaften zu den Aufgaben des Instituts.

Dieses Forum bietet eine wichtige Plattform für den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen dem Institut und den Interessenvertretungen der donauschwäbischen Gemeinschaften.

Auch in diesem Jahr konnten Prof. Dr. Reinhard Johler und PD Dr. Daniela Simon über zahlreiche Begegnungen, die den Austausch und die Vernetzung mit den Landsmannschaften intensivierten, berichten.

Hierzu zählten u.a. die Besuche der Geschäftsführung des Kulturzentrums Haus der Donauschwaben e.V. in Haar, der Vorsitzenden der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft in Österreich, einer Delegation der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung aus Entre Rios oder einer Exkursionsgruppe der Landmannschaft der Banater Schwaben in Baden-Württemberg, die Einblicke in die Arbeit des IdGL erhielten.

Parallel dazu trugen die wissenschaftlichen Mitarbeitenden des Instituts durch Vorträge maßgeblich zur Gestaltung von Treffen, Kulturtagen und Gedenkveranstaltungen der Landsmannschaften bei, die unter anderem in Städten wie Philadelphia, Sindelfingen, Stuttgart, Mosbach, Osijek und Marchtrenk stattfanden.

Damit ist und bleibt das Institut für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde ein wichtiger und verlässlicher Partner für die vier donauschwäbischen Landsmannschaften.

 

(Quelle: Jahresbericht des IdGL)

„Wir wollen auch künftig identitätsstiftende Brückenbauer sein“

BdV-Landesspitze in Baden-Württemberg im Dialog mit Innenminister Thomas Strobl

Ende Februar trafen sich der Landesvorstand des BdV in Baden-Württemberg sowie die Landesvorsitzenden der angeschlossenen Landsmannschaften zu einem wichtigen Austausch mit Innenminister Thomas Strobl im Ministerium in Stuttgart.

Der Landesvorsitzende des BdV Hartmut Liebscher sowie der Landesgeschäftsführer Richard Jäger berichteten zum einen über die aktuelle Verbandsarbeit, zum anderen stellten sie verschiedene Themen zur Diskussion, die anschließend von weiteren Vertretern des Verbandes vorgestellt wurden. Insbesondere ging es um die Themen Jugend- und Kulturarbeit, Bildungsarbeit (inkl. museale Präsentationen, Archiv und Dokumentationen), grenzüberschreitende Maßnahmen und Zusammenarbeit mit den Deutschen Minderheiten in Ost- und Südosteuropa sowie die Bekämpfung der Altersarmut bei Aus- und Spätaussiedlern.

Der LDU-Landesvorsitzende Joschi Ament konnte dabei über eine erfolgreiche und vielfältige Zusammenarbeit mit dem LdU-Spitzenverband in Ungarn berichten. Ament merkte allerdings auch an, dass für eine breitere Vernetzung mit der deutschen Minderheit in Ungarn an der Basis oftmals die finanziellen Möglichkeiten fehlen würden. „Wir brauchen aber solche Begegnungen, um mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen und um für ein gemeinsames Europa einzustehen“, so Ament. Eine solche Unterstützung betreffe deshalb nicht nur seinen Landesverband, sondern alle Vertriebenenorganisationen in Baden-Württemberg.

Ament warb dafür, den Bereich für grenzüberschreitende Projekte, Maßnahmen und Begegnungen künftig separat zu fördern, dass die Heimatvertriebenen als Brückenbauer »identitätsstiftend« ihre Funktion auch zukünftig ausüben können.

„Ein Abend voller Inspiration und Begegnung“

Erfolgreicher Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen

Der dritte Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen, Landesverband Baden-Württemberg, war ein voller Erfolg. Hierfür hatte das Haus der Heimat in Stuttgart seine Türen für zahlreiche Gäste aus Politik, Kultur und Gesellschaft geöffnet. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, und die Atmosphäre war geprägt von inspirierenden Gesprächen und wertvollen Begegnungen.

Den Auftakt machte die Begrüßung durch den Vorsitzenden des BdV-Landesverbandes, Hartmut Liebscher, gefolgt von motivierenden Grußworten prominenter politischer Gäste. Dr. Hans-Ulrich Rülke (FDP/DVP), Andreas Kenner (SPD), Norbert Knopf (Bündnis 90/Die Grünen) und Manuel Hagel (CDU) richteten sich mit klaren Botschaften an das Publikum. Besonders der Impulsvortrag von Herrn Hagel beeindruckte die Anwesenden mit seiner motivierenden und zukunftsweisenden Ansprache.

Unter den Gästen befand sich auch Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper, der gemeinsam mit seiner Frau der Veranstaltung beiwohnte.

Das Duo „Bojaz“, Andrea und Gerhard Ehrlich, sorgten für die musikalische Untermalung des Abends, die sich vielfältig und engagiert der Wiederbelebung der Dudelsack-Musik aus dem Egerland verschrieben haben. Sie leiteten harmonisch zum anschließenden Stehempfang über. In lockerer Atmosphäre genossen die Gäste exquisites Fingerfood und nutzten die Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Netzwerke zu pflegen.

Alles in allem war der Jahresempfang eine gelungene Veranstaltung, die sowohl inhaltlich als auch atmosphärisch überzeugte. Der Abend unterstrich einmal mehr die Bedeutung des Bundes der Vertriebenen als Plattform für den gesellschaftlichen und politischen Austausch.

(Quelle: BdV-LV Baden-Württemberg)

„Unsere Schuld war unsere Abstammung“

Hochemotionaler Abend im Gerlinger Stadtmuseum

Bis auf den letzten Platz besetzt war das Foyer des Stadtmuseums in Gerlingen, als Joschi Ament über „80 Jahre Malenki Robot“, also über die Deportation der Ungarndeutschen zur Zwangsarbeit nach Russland, sprach.

Dem Ausdruck „Malenki Robot“ liegt die russische Konstruktion „malenkaja robota“ zugrunde, was so viel wie „eine kleine Arbeit“ bedeutet. Diese zwei Wörter wurden in Ungarn zum Symbol für die massenhafte Verschleppung der ungarndeutschen Zivilbevölkerung zur Zwangsarbeit in sowjetische Kriegsgefangenen- und Internierungslager.

Noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden zur Jahreswende 1944/1945 etwa 32.000 arbeitsfähige Ungarndeutsche (zumeist Frauen) zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, von denen etwa 9.000 in den russischen Arbeitslagern starben.

Wer einen deutschen Namen hatte oder sich zu seinen deutschen Wurzeln bekannte, war potentiell von der Verschleppung betroffen. Die einzige Schuld der Menschen war also ihre deutsche Abstammung.

Ament zitierte aus Zeitzeugenberichten, die teilweise aus seinem eigenen familiären Umfeld stammten. Elf enge Angehörige aus seiner Familie wurden damals nach Russland verschleppt, Großeltern, Großtanten und Großonkel. Dies veranlasste Ament, sich intensiv mit der Malenki Robot zu beschäftigen.

Inzwischen gibt es so gut wie keine Überlebenden mehr, die von diesen Gräueltaten berichten können. Umso wertvoller waren die Zeitzeugenberichte, die Joschi Ament aus seiner Familie offenlegte.

Die Zeitzeugenberichte beschrieben die Deportation, die furchtbaren Verhältnisse in den Lagern und die verzweifelte Lage der Betroffenen. Durch diese Schilderungen wurden die beiden Worte „Malenki Robot“ auf eine sehr emotionale Weise erlebbar.

(Quelle: Dr. Birgit Knolmayer, Stadtmuseum Gerlingen)

„Die »Stunde Null« der Ungarndeutschen“

Zum Gedenken an die Vertreibung und Verschleppung der Ungarndeutschen

Auch in Baden-Württemberg gedachte man den schrecklichen Ereignissen der Vertreibung und der Verschleppung der Ungarndeutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges.

Hierzu hatte erneut das Ungarische Kulturzentrum in Stuttgart eingeladen. Seit 2018 bietet das Liszt-Institut unter der Leitung von Direktor Dr. Dezső Szabó die Möglichkeit, gemeinsam an das Schicksal von mehr als 200.000 vertriebenen Ungarndeutschen zu erinnern.

Nach der Begrüßung durch Dr. Szabó und den Grußworten des Ungarischen Generalkonsuls in Stuttgart, Dr. András Izsák, hielt zunächst Olivia Schubert, stellvertretende Vorsitzende der LdU in Ungarn eine bewegende Rede und betonte die Wichtigkeit der Erinnerungskultur und der Bewahrung der Identität der Ungarndeutschen.

Joschi Ament, Bundesvorsitzender der LDU in Deutschland, zitierte in seiner Gedenkansprache aus einem Erlebnisbericht über die Vertreibung und sprach von der „Stunde Null“ der Ungarndeutschen. Ament ging auch darauf ein, dass sich gerade alles zum 80. Mal jähre – Malenki Robot, das Ende des Zweiten Weltkrieges und der Sieg über Nazi-Deutschland. Auch der schmerzhafte Blick auf den 19. Januar 2026 – den 80. Jahrestag des Beginns der Vertreibung – werfe seinen Schatten voraus, auf den Ament hinwies. Es sei für ihn ein frommer Wunsch, so Ament weiter, dass die Ungarische Regierung diesen Gedenktag ergänze und die in Ungarn verbliebenen und in der ersten Dekade nach dem Zweiten Weltkrieg unterdrückten und diskriminierten Ungarndeutsche als Ganzes mit einbeziehe, denn „die Hälfte der Familie lebt hier – die andere Hälfte zu Hause“, wie eine nach Deutschland vertriebene Ungarndeutsche einst schrieb.

Nach den Gedenkreden referierte Martin Surman-Majeczki, Mitglied des Jugendausschusses der LdU in Ungarn, zum Thema „Was bedeutet es heute, ungarndeutsch zu sein?“ Er dokumentierte dies mit einer Bestandsaufnahme und zahlreichen Fallbeispielen für die Revitalisierung ungarndeutscher Bräuche in seiner Heimatgemeinde Hartian, südlich von Budapest gelegen.

Ein weiterer Impulsvortrag von Csilla Schell vom Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa sowie eine Buchpräsentation rundeten den offiziellen Teil ab, bevor nach dem gemeinsamen Singen der Volkshymne der Ungarndeutschen der Abend mit einem Stehempfang endete.

„Die Erinnerung bleibt“

Zum Gedenken an die Vertreibung und Verschleppung der Ungarndeutschen

Das Ungarische Generalkonsulat in München erinnerte auch heuer wieder im Sudetendeutschen Haus in München an die vertriebenen Deutschen aus Ungarn. Der Gedenktag wird seit 2014 in Bayern zusammen mit dem Haus des Deutschen Ostens (HDO) begangen. Auf Einladung des Generalkonsuls Gábor Tordai-Lejkó und Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Direktor des HDO, vertrat der Landesvorsitzende der LDU in Bayern, Georg Hodolitsch, die Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn.

In seiner Begrüßung dankte der Generalkonsul dem LDU-Vorsitzenden Hodolitsch für sein positives Engagement für das Ungarndeutschtum und zeigte sich sehr erfreut, dass auch Mihály Csordás, Bürgermeister der Stadt Pusztavám/Ungarn mit Delegation am Gedenkprogramm teilnahm.

In seiner Rede berichtete Tordai-Lejkó im Besonderen darüber, dass Ungarn 2012 als erstes und bisher einziges Vertreiberland der Deutschen aus Ost- und Südosteuropa am Ende des Zweiten Weltkrieges einen eigens dafür geschaffenen Gedenktag zur Erinnerung an die Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen eingeführt hatte.

Ministerialdirektor Markus Gruber überbrachte in Vertretung der Bayerischen Sozialministerin Ulrike Scharf die Grüße der bayerischen Staatsregierung und freute sich über die guten Beziehungen im Ungarndeutschtum zwischen Ungarn und Bayern. Eingeladen waren auch Dr. h.c. Christian Knauer (BdV), Josef Zellmeier, MdL, und BdV Bundesvorsitzender Prof. Dr. Bernd Fabritius. Dieser bedankte sich bei Ungarn für die heutige Positionierung gegenüber der deutschen Minderheit in Ungarn.

Im folgenden kulturellen Teil des Programms referierte Dr. Peter Peter, Kulturwissenschaftler, Autor und Journalist für Reisen und Kulinarik über das außergewöhnliche Thema der „echten schwäbischen Küche“. Er gab u.a. einen interessanten historischen Einblick, welchen wichtigen Einfluss die deutschen Ansiedler im 18. Jahrhundert auf die ungarische Küche ausgeübt hätten.

Nach dem offiziellen Teil, der musikalisch von der Feldmochinger Blaskapelle umrahmt wurde, lud HDO-Direktor Weber zu einem Stehempfang mit ungarischen Köstlichkeiten und Weinen aus Ungarn ein.

 

„Wir sind eine große Familie!“

Aus der Festrede von Joschi Ament anlässlich der LdU-Gala in Fünfkirchen

„Eines meiner wichtigsten Themen, die mich als Bundesvorsitzenden der LDU von Anfang an begleiten, sind die Kontakte und Beziehungen zu Euch / zu uns Ungarndeutschen in Ungarn. So war es damals für mich selbstverständlich, dass ich gerade einmal vier Wochen nach meiner Wahl das erste Mal in Budapest in der Julia utca geklingelt habe und das persönliche Gespräch, damals mit Otto Heinek und Emmerich Ritter, gesucht habe. Es war für mich eine besondere Begegnung, die mich irgendwie fasziniert hat – übrigens bis heute -, und an die ich mich sehr gerne zurückerinnere. Ich verspürte sofort: Da ist mehr, das uns zusammenhält, als nur eine Volkshymne, ein Wappen oder – zumindest bis zum Zweiten Weltkrieg – eine gemeinsame Geschichte. Ich verspürte Herzlichkeit, Ehrlichkeit und Vertrautheit, dem Grunde nach wie bei zwei Geschwistern! Und das empfinde ich bis auf den heutigen Tag!

… Ja, auch meine Familie wurde von „Malenki Robot“ schwer getroffen. Meine Großmutter kam schwerkrank aus Russland zurück und starb an den Folgeschäden ihrer Deportation. Eine andere Oma brachte im Sommer 1945 unter unvorstellbaren Umständen in Russland einen gesunden Jungen zur Welt und schaffte es, mit ihm in die Heimat zurückzukehren. Auch meine Familie wurde durch die Vertreibung auseinandergerissen und fand erst viele Jahre später wieder zueinander!

… Das, was damals unsere Volksgruppe zwangsweise getrennt hat, was wir als unser Familienschicksal „in und mit uns“ tragen, das ist es auch, was uns – 80 Jahre später – immer noch zusammenschweißt, und deshalb bin ich auch fest davon überzeugt: Wir sind eine große Gemeinschaft! Nein, mehr sogar: Wir sind eine große Familie!“

 

Quelle: Neue Zeitung, Ausgabe 5/2025

„Festgala der ungarndeutschen Kultur“

29. Landesgala der Ungarndeutschen in Pécs/Fünfkirchen

Im renommierten Kodály Zentrum in Fünfkirchen fand am letzten Januarwochenende die 29. Landesgala der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) anlässlich des Tages der Ungarndeutschen Selbstverwaltungen statt: ein besonderer Anlass, um die kulturelle Vielfalt und das reiche Erbe der Ungarndeutschen zu feiern. LdU-Vorsitzende Ibolya Hock-Englender konnte aufgrund eines Unfalls nicht persönlich anwesend sein, ihre Gedanken und Wünsche für diesen Nachmittag las ihre Stellvertreterin Olivia Schubert vor.

Die Festansprache hielt diesmal Joschi Ament, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, der mit einer kleinen LDU-Delegation aus Deutschland angereist war.

Mit der Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum wurden Maria Herein Kőrös, Diplomlehrerin für Germanistik, Geografie, Skandinavistik, Lehrplanentwicklung und Deutsch im Nationalitätenunterricht, Dr. Michael Józan-Jilling, der mit mehr als 29 Jahren aufopferungsvoller, selbstloser und professioneller Arbeit wesentlich zum Ansehen und zur Anerkennung des Ungarndeutschtums beigetragen hat, sowie Frau Elisabeth Koller ausgezeichnet.

 

Auf der Landesgala wurde auch der Valeria-Koch-Preis übergeben. Er wird an Gymnasiasten verliehen, die hervorragende schulische Leistungen erbracht haben und sich in besonderer Weise für das ungarndeutsche Kulturerbe einsetzen. Zum anderen wird der Preis jedes Jahr an eine Studentin bzw. einen Studenten für eine herausragende Abschlussarbeit zu einem ungarndeutschen Thema vergeben. Überreicht wurde die Anerkennung von Theresia Szauter, der Vorsitzenden des Bildungsausschusses, und Erich Richolm, dem Vorsitzenden des Jugendausschusses der LdU, an Lena Klein, Florina Till-Halász, Adam Weisz und Noémi Pál.

Das Galaprogramm war gespickt mit preisgekrönten Auftretenden und Darbietungen.

 

Quelle: Neue Zeitung, Ausgabe 5/2025

„Annäherung an das Ungesagte“

80. Jahrestag der Deportation von Deutschen aus Südosteuropa zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion

Anlässlich des 80. Jahrestags der Deportation der Banater Schwaben und Berglanddeutschen, Siebenbürger Sachsen, Sathmarer Schwaben, Donauschwaben und der Deutschen aus Ungarn zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion veranstalten die Landsmannschaft der Banater Schwaben und der Verband der Siebenbürger Sachsen eine würdevolle und gut besuchte Gedenkfeier im Ulm.

Am Donauschwabendenkmal am Donauufer wurden nach einer kirchlichen Feier Kränze zum Andenken an die Deportierten niedergelegt.

Im Stadthaus folgten nach der Begrüßung durch die beiden Bundesvorsitzenden Rainer Lehni (Siebenbürger Sachsen) und Peter-Dietmar Leber (Banater Schwaben) Grußworte des Oberbürgermeisters von Ulm, Martin Ansbacher, des BdV-Präsidenten Dr. Bernd Fabritius sowie des rumänischen Generalkonsuls Vlad Vasiliu.

Neben dem Gedenken an die Opfer der Verschleppung wurde in einer niveauvollen Podiumsdiskussion auch die künstlerische Aufarbeitung der Geschehnisse durch die nachfolgenden Generationen in den Blick genommen. „Das Erinnern muss die Generation übernehmen, der vielleicht manches erzählt wurde, die aber auch fragt, was ungesagt blieb. Besonders die Kunst vermag Wege aufzuzeigen, wie die Erinnerung an die Ereignisse nicht nur bewahrt, sondern auch weitergegeben werden kann“, so Rainer Lehni.

Musikalisch umrahmt wurde der Nachmittag durch Bariton Wilfried Michl, dem Pianisten Tobias Schmid und der Cellistin Ruth Maria Rossel.