Liebe ungarndeutsche Landsleute!
Ich wünsch im Lande jedem Ort,
jedem Menschen einen Hort:
Frieden, Freuden, Arbeitslust,
reinen Kopf, gesunde Brust,
fröhlichs Auf, zufriednes Nieder,
starke Muskeln, grade Glieder,
Geld genug für immerdar,
kurz: ein glückliches Neujahr!
Der Neujahrsgruß von Engelbert Rittinger (1929-2000) mag zwar Jahrzehnte zurückliegen und auch einen – für uns – nicht aktuell klingenden Wortschatz haben, vom Inhalt her steht er aber für immerwährende Werte. In seinem Stil ähnelt er den Sprüchen, mit denen unsere Vorfahren den Verwandten, Nachbarn und allen Bekannten im Dorf zu einer Zeit, die für unsere Wurzeln steht, ein glückliches neues Jahr gewünscht haben.
Die Welt hat sich verändert, und wir brauchen neue Formen, um unsere Gemeinsamkeit zu fördern und unsere Volksgruppenzugehörigkeit auszudrücken. All die Maßnahmen, die wir in den letzten Jahren aufgrund der Strategie der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen durchgeführt haben, richten sich nach den eben formulierten Prinzipien: die Wurzeln bewahren, sie mit zeitgemäßen Mitteln in die Gegenwart einbeziehen und sie dadurch für die Zukunft retten.
Durch die kontinuierliche Online Kommunikation (Webseite, Facebook, Rundbriefe, YouTube) und die regelmäßige Pressearbeit (ungarndeutsche und nicht-ungarndeutsche Medien) erreichen wir Sie, liebe Landsleute, mit Informationen und Berichten, die uns alle angehen.
Die neuen Episoden der Online-Vortragsreihe zur Geschichte und Volkskultur der Ungarndeutschen ermöglichen Vereinen, Selbstverwaltungen und Bildungseinrichtungen, Einblicke in unsere Vergangenheit zu gewinnen und mit Hilfe der Technik zu Erlebnissen zu gelangen, die nicht mehr gelebt werden können. Auch Projekte wie „Wanderschlüssel“, „ungarndeutsche Lehrpfade“ oder die Inszenierungen der Deutschen Bühne Ungarn wie „1948 – ohne Gepäck“ dienen der Vergangenheitsbewältigung. Der Landesrat Ungarndeutscher Chöre, Kapellen und Tanzgruppen ist neben seiner traditionsbewahrenden Aufgabe auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und Erscheinungsformen der traditionellen Folklore.
Auf der anderen Seite wollen wir auch zeitgemäßen Anforderungen gerecht werden und gestalten daher Vorhaben wie den Kurs zur Förderung der digitalen Kompetenzen von Vertretern ungarndeutscher Organisationen, die regionalen Foren für Träger, Institutionsleiter und Pädagogen oder den neu gestarteten LdU-Podcast, dessen Ziel in der Stärkung des guten Rufes unserer Gemeinschaft sowie der öffentlichen Auseinandersetzung mit Angelegenheiten von allgemeinem Interesse, welche das Ungarndeutschtum betreffen, besteht.
Die Teilnahme am 29. Internationalen Buchfestival in Budapest, die Bucherscheinungen, das Theatercamp für Kinder, der Grundschultheatertag, das Märchentheater, die Rezitationswettbewerbe oder die Roll-ups „VUdAK in Bewegung“ über die ungarndeutsche bildende Kunst zeugen alle von unserer Verbundenheit mit der ungarndeutschen Kunst und Kultur.
Das Stipendienprogramm für Lehramtsstudenten wurde fortgesetzt und im Kreis der Mittelschüler bekannt gemacht. Die Tätigkeit des Ungarndeutschen Pädagogischen und Methodischen Zentrums ist eine starke Stütze zur Verwirklichung der Projekte im Bildungsbereich.
Die theoretischen Grundlagen für zwei von der LdU empfohlene Spracherwerbs- bzw. Sprachvermittlungsmodelle – das einsprachige Modell und das Modell „eine Sprache – eine Person“ – wurden ausgearbeitet; beide werden mit Fallbeispielen ergänzt und in einer Broschüre den Kindergärten und den Trägern zugänglich gemacht.
Auch unsere Jugendvertreter sind sehr aktiv: Die LdU organisiert jedes Jahr ihre Jugendkonferenz. Es entsteht dabei ein Online-Alumni-Netzwerk, wo alle bisherigen Teilnehmer jederzeit ihre Erfahrungen austauschen können. Der Programmkalender ungarndeutscher Veranstaltungen Wasistlos.hu und andere Jugendprojekte erfreuen sich hoher Popularität.
Die wichtigste Erkenntnis der vergangenen zwei Jahre liegt für mich darin, dass all das, was wir tun, nicht ausreicht: Wir müssen noch entschlossener, noch bewusster vorgehen. Die Ergebnisse der Volkszählung müssen uns zu einer tieferen Analyse bewegen, anhand derer Wege gefunden werden, durch die wir einen breiteren Kreis dazu anspornen, sich zu seiner Herkunft zu bekennen.
Unser Motto „Ungarndeutsch. Steh dazu!“ hat nach wie vor Relevanz und fordert alle Mitglieder unserer Volksgruppe zu einer klaren Stellungnahme auf. In dieser Zuversicht wünsche ich uns allen ein erfolgreiches Jahr 2025!
Quelle: Neue Zeitung, Ausgabe 1-2/2025