„Gehen oder bleiben – Pusztavám vor 80 Jahren“

Gedenkfahrt an die Flucht aus Pusztavám/Pußtawam

Als Erinnerung an die historische Flucht am 9. Dezember 1944 aus Pußtawam organisierte der Landesverband der LDU in Bayern eine Gedenkfahrt nach Ungarn.

„31 Pferdekutschen mit Planwagen und 73 Personen, überwiegend Frauen mit Kindern und ältere Männer, flüchteten damals vor der Roten Armee. Am 1. Adventssonntag 1944 klärte der Pfarrer nach dem Gottesdienst die Besucher schon darüber auf, dass die Front näherkam und empfahl den Leuten die Flucht. Noch im Herbst hatte meine Großmutter über die Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien und dem Banat gesagt, „… die sollen nur flüchten, wir bleiben da!“ Die Kanonenschläge waren nun bereits zu hören. Es gab Luftkämpfe über dem Dorf und drei Flugzeuge stürzten ab, was die Bewohner mit großer Angst mit ansehen mussten. Auch fiel einmal ein Fass Benzin aus einem Flugzeug auf ein Feld und ließ den Weizen in Flammen aufgehen. Die Kriegsangst wuchs von Tag zu Tag. Bereits am 7. Dezember 1944 ging ein Transport – und am 8. Dezember 1944 der nächste – per Eisenbahn mit vielen Pußtawamer Menschen in Richtung Deutschland ab“, so die Berichterstattung des LDU-Landesvorsitzenden Georg Hodolisch, der diese Gedenkfahrt Ende Oktober federführend organisierte.

24 Personen, darunter der BdV-Vorsitzende Christian Knauer, Vertreter der LDU, sowie eine Zeitzeugin starteten Ende Oktober mit dem Bus von Geretsried nach Ungarn, um die Fluchtstrecke von damals aus Pußtawam bis nach Beuerberg in Bayern zu rekonstruieren.

Natürlich gab es zunächst in Pußtwam, dem Ausgangspunkt der (Rück-)reise einen herzlichen Empfang der Delegation aus Bayern durch den Bürgermeister und die Mitglieder der Deutschen Selbstverwaltung.

Bereits tags darauf setzte die Gruppe ihre Gedenkfahrt entlang der Fluchtstrecke Richtung Deutschland fort. Anhand historischer Aufzeichnungen berichtete LDU-Vorstandsmitglied Katharina Erl sehr lebendig über die Ereignisse vor 80 Jahren. Von Pußtawam ging es ab dem 9. Dezember 1944 zunächst über Bokod, Dad und Kocs bis nach Györ. Weiter über Ödenburg überquerte die Fluchtgruppe am 17. Dezember 1944 bei Klingenbach die Landesgrenze ins Burgenland. In der kleinen Marktgemeinde Zillingdorf in Niederösterreich verweilte der Flüchtlingstreck bis zum 4. Januar 1945, bevor er ab Neunkirchen mit dem Zug über Wien, St. Pölten, Linz, Salzburg, Rosenheim und München weiterfuhr. Am 7. Januar 1945 war in Beuerberg vorläufig Endstation. „Von dort kamen unsere Familien nach Geretsried. Hier bauten sie sich im nördlichen Geretsried-Gartenberg, im heutigen Blumenstraßenviertel bzw. der Jakob-Bleyer-Siedlung, die ersten Bunker zu Wohnungen und Häuser aus“, so die abschließenden Gedanken der Reiseleitung. Für alle, die bei dieser mehrtägigen Rekonstruktion entlang der Fluchtroute dabei waren, war es eine sehr beeindruckende Reise auf den historischen Spuren der Pußtawamer nach Geretsried.

„Auf den Spuren der Traditionen“

Erster ungarndeutscher Lehrpfad im östlichen Landesteil übergeben

Ende Oktober wurde in Elek der erste ungarndeutsche Lehrpfad im Komitat Bekesch feierlich seiner Bestimmung übergeben. Damit reiht sich der Themenweg in die seit zehn Jahren laufende Initiative der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) ein, die sich mit der Vergangenheit und Gegenwart der jeweiligen ungarndeutschen Siedlung beschäftigt. Es ist der landesweit 17. Lehrpfad, der mit insgesamt sieben Stationen einen Einblick in die jahrhundertealte Geschichte, das alltägliche Leben und die Feste der örtlichen deutschen Gemeinschaft gibt.

„Ich denke, der heutige Tag ist ein wichtiger Meilenstein in unserer 300-jährigen Geschichte, einer der Höhepunkte unseres Jubiläumsjahres. Das Hauptziel des ganzen Jahres und des heutigen Programms ist dasselbe: ein Denkmal für unsere Vorfahren zu setzen. Ich hoffe und glaube, dass wir dieses Ziel erreicht haben“, so László Wittmann, Vorsitzender der Deutschen Selbstverwaltung von Elek.

György Szelezsán, Bürgermeister von Elek, nannte die neue Anlage ein einzigartiges Juwel: „Dieser Lehrpfad ist nicht nur eine Sehenswürdigkeit, sondern auch ein Tor zum Verständnis unserer Vergangenheit und unseres kulturellen Erbes. Wir haben eine Möglichkeit für die jüngeren Generationen geschaffen, unsere Geschichte und unser Erbe auf interessante und direkte Art und Weise kennenzulernen.“

Ibolya Hock-Englender, Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, gewährte einen Ein-blick in die Hintergründe der ungarndeutschen Lehrpfadbewegung. „Dauerhafte Stärkung der ungarndeutschen Identität – dies ist die erstrangige Zielsetzung jener ungarnweit einzigartigen Initiative: ausgebaute Themenwege, die stationsartig durch die Ortschaft führen und Informationen über Vergangenheit, über örtliche Gebäude, Bräuche, Dorfgeschichte, wichtige Persönlichkeiten der Ungarndeutschen in der Gemeinde vermitteln. Diesen Inhalten sollen Hintergrund- und Quellmaterialien zugrunde liegen, die im Ort selbst gesammelt, systematisiert und bearbeitet werden”, so die Landesvorsitzende der LdU.

Auch Joschi Ament, der Bundesvorsitzende der LDU reiste aus Deutschland an, um der Feierstunde beizuwohnen, betonte: „Mit der feierlichen Übergabe dieses ungarndeutschen Lehrpfades setzen wir, die Ungarndeutschen, und ganz besonders die Enkel der heimatvertriebenen und heimatverbliebenen Eleker ein weiteres Zeichen unserer Verbundenheit, auch wenn uns über eintausend Kilometer Wegstrecke voneinander trennen.“

Die Reden wurden durch ein kulturelles Programm bereichert: Die Tanzgruppe Elek trat mit musikalischer Begleitung von Attila Niedermayer auf, und die Anwesenden konnten auch den Kindern des örtlichen deutschen Nationalitätenkindergartens applaudieren. Der neue Themenweg wurde von Pfarrer Gusztáv Fazakas gesegnet. Nach der Feierstunde stellte Tamás Klemm, Mitglied des Vereins der Deutschen in Elek, die Stationen des Lehrpfads vor.

„Tanz, Gulasch und Wein – das UFE lädt ein“

Gelungener Familientag des Ungarndeutschen Folklore Ensembles in Wernau

Das Ungarndeutsche Folklore Ensemble in Wernau (kurz: „UFE“) hat sich den Erhalt und die Pflege von Kulturgut der Deutschen aus Ungarn zur Aufgabe gemacht. Seit 1971 waren und sind die Ziele, die Beziehungen zu Ungarn auf der Basis des ungarischen Volkstanzes aufzubauen und zu vertiefen. Durch langjährige intensive Kontakte nach Ungarn entstand so ein umfangreiches Tanzrepertoire aus dem gesamten ungarndeutschen und ungarischen Sprachraum.

Auch in diesem Jahr fanden sich Ende Oktober viele Freunde und Unterstützer des UFE zu einem kurzweiligen Familientag unter dem Motto „Tanz, Gulasch und Wein“ in Wernau ein.

Nach dem gemeinsamen Kesselgulaschessen zu Mittag begrüßte der Vorsitzender des UFE, Michael Fritton, bei einem kurzen offiziellen Teil die zahlreichen Gäste des Nachmittags, besonders Wernaus Bürgermeisterin Christiane Krieger sowie Joschi Ament, Erich Gscheidle und Markus Czinszky seitens der LDU-Spitze in Baden-Württemberg.

In seinem Grußwort würdigte der Landesvorsitzende, Joschi Ament, das große ehrenamtliche Engagement vieler Leistungsträger des Tanzensembles und konnte anschließend gleich fünf Mitglieder der Führungsriege des UFE mit der Ehrenurkunde und -nadel der LDU-Baden-Württemberg auszeichnen. Ament überreichte Sandy Schaible, Anna-Sophie Haas und Johannes Track jeweils die Silberne Ehrennadel sowie Michael Fritton und Maresa Huber jeweils die Goldene Ehrennadel des Landesverbandes. Alle Geehrten waren sichtlich gerührt von der Wertschätzung und Anerkennung durch den Landesvorsitzenden.

Nach diesem offiziellen Teil wussten alle Tanzgruppen des UFE – die Kinder-, Jugend- und Erwachsenen-gruppe – wieder einmal mehr das Publikum mit ungarndeutschen und ungarischen Tänzen zu begeistern und sorgten für ein unterhaltsames und abwechslungsreiches Bühnenprogramm.

„Es ist einfach toll, vor „heimischem“ Publikum zeigen zu können, was das ganze Jahr geübt wird“, so Maresa Huber, die gekonnt durch das Programm führte. Der Lohn für die hervorragenden Darbietungen war anhaltender Applaus des Publikums, das auch nach den Tanzprogrammen noch bis in die Abendstunden zusammensaß und den Tag in gemütlicher Runde ausklingen ließ.

„In Lagern“ und „Erzwungene Wege“ – zwei Ausstellungen, ein Schicksal

Was wissen wir über das Zanegger Ghetto oder Tiszalök, und was lernen wir aus der Geschichte?

„Solche Ausstellungen sind dazu geeignet, ein in der Öffentlichkeit wenig bekanntes Kapitel der deutschen und europäischen Geschichte in das Bewusstsein von heute zu holen: Die Verschleppung deutscher Zivilisten in den damaligen deutschen Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa sowie ihre Internierung in Lager. Diese Vorgänge sind Teil des großen Vertreibungsgeschehens, das die Deutschen im östlichen Europa während und nach dem Zweiten Weltkrieg traf. Sie umfassen auch die Deportation und die Zwangsarbeit der Deutschen in der Sowjetunion“, so Raimund Haser, MdL und Vorsitzender des Vereins „Haus der Donauschwaben“ in Sindelfingen anlässlich der Vernissage der Ausstellung „In Lagern – Schicksale deutscher Zivilisten im Östlichen Europa 1941 bis 1955“, zu der der Oberbürgermeister der Stadt Sindelfingen, Dr. Bernd Vöhringer, zusammen mit Raimund Haser eingeladen hatte.

Parallel zu dieser Ausstellung im Sindelfinger Rathaus zeigt das Haus der Donauschwaben aktuell die Ausstellung „Erzwungenen Wege“, die sich generell mit dem Thema Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts befasst.

Alfred Freistädter, der als Vertreter der LDU bei der Eröffnung dabei war, zeigte sich beeindruckt von den zahlreichen Zeitzeugenberichten. „Besonders die Geschehnisse in Ungarn – im Zanegger Ghetto oder im Gefangenenlager Tiszalök – erzeugen ein besonders beklemmendes und berührendes Gefühl“, so Freistädter.

Beide Ausstellungen der Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“ in Kooperation mit dem Bund der Vertriebenen haben zum Ziel, Lehren aus der Geschichte zu ziehen und eine aktive Erinnerungskultur zu etablieren, die nicht in traumatischen Erlebnissen verharrt, sondern Vertreibung und Genozid als Mittel der Politik ablehnt und kritisch behandelt.

Beide Wanderausstellungen sind noch bis Anfang Dezember in Sindelfingen zu sehen.

 

„Ibolya Hock-Englender bleibt Vorsitzende der LdU in Ungarn“

Die neue Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen gebildet

Ende Oktober fand die zeremonielle konstituierende Sitzung der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen in der Budapester LdU-Zentrale statt. Die einheitliche Landesliste der neu vereidigten Abgeordneten wurde bei der Wahl der Nationalitätenselbstverwaltungen am 9. Juni gewählt. Dieses neue 47-köpfige Gremium wird in den nächsten fünf Jahren die wichtigsten Leitlinien für das öffentliche Leben der Deutschen in Ungarn festlegen.

Die Mitglieder der Vollversammlung kommen aus verschiedenen Regionen und Gemeinschaften des Landes, so dass sichergestellt ist, dass die Interessen der gesamten ungarndeutschen Gemeinschaft auf Landesebene vertreten sind. Neben einer Reihe von erfahrenen Nationalitätenpolitikern gehören dem neuen Gremium auch neue Mitglieder an, die eine frische Perspektive in die Arbeit der Körperschaft einbringen sollen.

Einer der wichtigsten Tagesordnungspunkte der konstituierenden Sitzung war die Wahl des/der Vorsitzenden/in und der stellvertretenden Vorsitzenden der Landesselbstverwaltung. Im Ergebnis der Abstimmung bestätigte die Vollversammlung die bisherige Vorsitzende in ihrem Amt: die wiedergewählte Ibolya Hock-Englender leitet seit Mai 2019 die Arbeit der LdU. Auch die Personen der stellvertretenden Vorsitzenden sind unverändert: Olivia Schubert ist nach wie vor die hauptamtliche Vize, und Eva Waldmann-Baudentisztl und László Schindler sind die ehrenamtlich tätigen stellvertretenden Vorsitzenden.

An der Spitze einiger Ausschüsse gab es jedoch Veränderungen: Der Bildungsausschuss wird künftig von Theresia Szauter geleitet, an der Spitze des Kulturausschusses steht von nun an Gábor Werner, den Vorsitz des Jugendausschusses wird Erik Richolm innehaben und die Ausschüsse für Finanzen und Kontrolle sowie für öffentliche Beschaffungen werden weiterhin von Marianna Tázer bzw. Thomas Friedl geleitet.

Die Vollversammlung beschloss außerdem, zwei neue Beiräte zu ernennen: Josef Manz wird für die Bewahrung der Sprache und der Identität zuständig sein, während Emil Koch für den Bereich Kommunikation sorgt.

In ihrer ersten Stellungnahme bedankte sich LdU-Chefin Ibolya Hock-Englender für das Vertrauen: „Ich werde meine Arbeit für die ungarndeutsche Gemeinschaft mit großem Engagement und Verantwortung fortsetzen. Auch wenn die Zusammensetzung unserer 47-köpfigen Versammlung den Regionalismus widerspiegelt, bitte ich all meine Kolleginnen und Kollegen, sich immer für unsere gesamte Volksgruppe einzusetzen, denn alle brauchen uns, damit unsere Nationalität überleben und sich entwickeln kann.“

Wir gratulieren allen Vollversammlungsmitgliedern ganz herzlich und wünschen dem neuen Gremium eine erfolgreiche Amtszeit!

 

(Quelle: Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen / Budapest)

„Die gegenseitige Unterstützung der LDU und der LdU ist für beide Organisationen wesentlich“

Kulturtagung und Jubiläumsfestakt der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn

„Das 75-jährige Jubiläum der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn (LDU) in Baden-Württemberg gefeiert, die engen Kontakte zwischen den beiden „El-De-U-s“, der LDU in Deutschland und der LdU in Ungarn weiter vertieft und ein ungarndeutsches Projekt in den Vordergrund gestellt, das zeigt, wie wichtig es ist, Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen“, so die Verantwortlichen seitens der LDU und der Stadt Gerlingen anlässlich der 44. Kulturtagung und des Festaktes zum halbrunden Jubiläum des LDU-Landesverbandes in Baden-Württemberg. Gerlingens Bürgermeister Dirk Oestringer und LDU-Vorsitzender Joschi Ament konnten hierzu knapp 100 Teilnehmer im Rathaus der Stadt begrüßen.

Der kulturelle Teil stand unter dem Motto „Vergangenheit hat Zukunft“ und widmete einem Leuchtturmprojekt der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU): der Errichtung der Ungarndeutschen Lehrpfade. Hierzu stellte die ungarndeutsche Journalistin und Preisträgerin des Donauschwäbischen Kulturpreises des Landes Baden-Württemberg im Jahr 2021, Krisztina Szeiberling-Pánovics, in ihrer kurzweiligen Präsentation die 2014 ins Leben gerufene Initiative der LdU vor. „Die 16 Lehrpfade mit historischem und kulturellem Bezug dienen dazu, die Geschichte, Bräuche und Persönlichkeiten der ungarndeutschen Gemeinschaften zu dokumentieren und für zukünftige Generationen zugänglich zu machen“, so Krisztina Szeiberling.

Höhepunkt des anschließenden Jubiläumsfestaktes war die Festrede des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Innenministers von Baden-Württemberg und zugleich des Landesbeauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler, Thomas Strobl. Er hob die Bedeutung des langjährigen Engagements der LDU in Baden-Württemberg hervor, und würdigte ihre unerlässliche Rolle bei der Pflege und der Vermittlung der Kultur und der Traditionen der nach Deutschland vertriebenen Ungarndeutschen. Strobl schloss seine Festrede mit den Worten: „Heute bin ich Ungarndeutsch und stehe dazu!“

Ibolya Hock-Englender, die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, hielt ein Grußwort, bevor die Veranstaltung mit persönlichen, herzlichen Dankesworten von Joschi Ament abgerundet wurde. Beide Vorsitzenden wiesen darauf hin, dass sie die intensiven – und in den letzten Jahren noch enger gewordenen – Beziehungen zwischen den beiden Organisationen sehr schätzen und sich darin einig sind, dass sich LDU und LdU gegenseitig brauchen.

Die Veranstaltung wurde musikalisch von der Jugendmusikschule Gerlingen begleitet, die durch mehrere Musikstücke für eine feierliche Atmosphäre sorgte.

Ein Sektempfang am Ende bot den Teilnehmern die Möglichkeit, sich in einer lockeren Gesprächsrunde auszutauschen und den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.          

 

(Quelle: ldu.hu)

„Wie die Ungarndeutschen Gerlingen prägten“ (Teil 2)

Der LDU Landesverband in Baden-Württemberg beging 75-Jahr-Festakt

Nicht nur beim Häuserbau helfen sich die Ungarndeutschen tatkräftig untereinander und verändern damit das Stadtbild. Auch kulturell beeinflussen die Neubürger aus Ungarn ihre Umgebung: „Es kamen Menschen mit anderen Bräuchen und einer anderen Religion nach Gerlingen“, erzählt Herrmann. Im Ort gab es plötzlich Frauen in schwarzer Tracht und mit schwarzen Hauben. Für manchen Gerlinger wohl ein allzu befremdliches Bild.

Entsprechend schreibt der verstorbene ungarndeutsche Gerlinger Georg Tafferner in seinen Erinnerungen, dass zu Beginn der Einweisung der einzelnen Familien in die Häuser der Alteingesessenen keineswegs überall „glatt vonstattenging.“ So wehrten sich einige Hauseigentümer nachdrücklich, die Fremden in den eigenen vier Wänden aufzunehmen.

Doch Fleiß, gesellschaftliches Engagement und Integrationswillen sind groß bei den aus Ungarn vertriebenen Deutschen – und so wächst in Gerlingen die Stadtgesellschaft aus Alt- und Neubürgern, wie andererorts auch, allmählich zusammen.

Bereits 1947 gehörte mit Joseph Bader der erste Ungarndeutsche dem Gemeinderat an. Auch dass das tief pietistische Gerlingen 1955 erstmals eine katholische Kirche erhält, ist nicht unerheblich den Vertriebenen katholischer Konfession zu verdanken.

Ein starkes Bekenntnis Gerlingens zu seinen ungarndeutschen Mitbürgern ist die Übernahme der Patenschaft für die Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn 1969. Alt-Bürgermeister Albrecht Sellner betonte 2019 anlässlich der 50-Jahr-Feier der Patenschaft, dass Gerlingen erst in der Folge dieses Beschlusses „Zentrum der Ungarndeutschen in Baden-Württemberg wurde. Weitere Wegmarken sind die Ausrichtung der ungarndeutschen Kulturtagungen ab 1970, die jährliche Veranstaltung des Bundesschwabenball ab 1976 und schließlich die Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung mit Tata im Mai 1987.

Und heute? Wie der Gerlinger Erich Gscheidle, Landesgeschäftsführer der LDU, betont, sei Gerlingen nach wie vor „die heimliche Hauptstadt der Ungarndeutschen in Deutschland“. Inzwischen stehe aber nicht mehr die Pflege des Brauchtums, sondern die der Kontakte nach Ungarn im Vordergrund der Arbeit des Verbandes und der Ungarndeutschen. Dass der seit 1952 bestehende Gerlinger Stadtverband der LDU wie alle anderen Vereine Nachwuchsprobleme habe, räumt Gscheidle ein. So gebe es in Gerlingen zum Beispiel keine Jugendtanzgruppe der Ungarndeutschen mehr. Doch unabhängig von Vereinsstrukturen sei bei den jungen Menschen heute eben doch wieder ein großes Interesse an den eigenen Wurzeln zu spüren. Und darauf lasse sich aufbauen.

 

(Quelle: Stuttgarter Zeitung – Text: Torsten Schöll / Bilder: Stadtarchiv Gerlingen)

„Wie die Ungarndeutschen Gerlingen prägten“ (Teil 1)

Der LDU Landesverband in Baden-Württemberg beging 75-Jahr-Festakt

Gerlingen ist für die Geschichte der Ungarndeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg von zentraler Bedeutung.

Für überdurchschnittlich viele Vertriebene wurde die Strohgäustadt nach 1946 zur neuen Heimat. Der Landesverband der LDU in Baden-Württemberg feierte deshalb im Rahmen der alljährlichen Kulturtagung sein 75-Jahr-Jubiläum in Gerlingen.

Noch während des Zweiten Weltkrieges beginnt die Sowjetunion, Ungarndeutsche als Zwangsarbeiter zu verschleppen. Nach Kriegsende, am 19. Januar 1946 werden in Budaörs, in der Nähe von Budapest, dann die ersten Deutschstämmigen in Viehwaggons nach Deutschland ausgewiesen. Am Ende der Massenvertreibung haben mehr als 200.000 Ungarndeutsche ihre alte Heimat verloren.

Welche Auswirkungen dieses Ereignis auf das damals noch kleine Gerlingen hat, zeigt sich wenig später. Schon am 29. April desselben Jahres erreichen die ersten Ungarndeutschen die Gemeinde, zu dieser Zeit ein Dorf mit weniger als 4.000 Einwohnern. Bis zum Jahr 1958, so belegt die Statistik, lassen sich 753 Ungarndeutsche in Gerlingen nieder. In der inzwischen knapp über 10.000 Einwohner großen Stadt leben damit Ende der 1950er Jahre über 3.600 Vertriebene und Flüchtlinge – ein Anteil von 35% und damit weit mehr als in fast allen anderen Kommunen in Baden-Württemberg.

Das Besondere in Gerlingen ist aber nicht die schiere Zahl an ungarndeutschen Neubürgern: vielmehr, dass „ungewöhnlich viele Menschen aus ein und demselben ungarischen Dorf in Gerlingen ankamen“, so erklärt Stadtarchivar Klaus Herrmann.

Die ersten 201 Personen, die im April 1946 der Gemeinde zugeteilt wurden, stammen allesamt aus Schambek (Zsámbék) nahe Budapest. Dieser Umstand sei verantwortlich dafür, dass die Ungarndeutschen in Gerlingen in der Folge ein deutlich stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln als andere Vertriebene, sagt Herrmann. Mit einer entsprechenden Wirkung auf die Stadt.

 

… Fortsetzung folgt im nächsten Newsletter
                  (Quelle: Stuttgarter Zeitung – Text: Torsten Schöll / Bilder: Stadtarchiv Gerlingen)

„Die Brückenbauer feierten gemeinsam“

74. Kirchweihfest der Donauschwaben Mosbach sorgte für beste Unterhaltung

Volles Haus, tolle Stimmung, buntes Programm. Bereits zum 74. Mal hieß es Kirchweihfest bei den Donauschwaben in Mosbach. Nach dem Kirchweihgottesdienst am Vorabend ging man tags darauf zum geselligen Teil über und feierte bei Musik und Tanz ein Fest, das Tradition und Moderne hervorragend verband.

Dass die Mosbacher Donauschwaben bestens vernetzt sind, wie Oberbürgermeister-Stellvertreter Georg Nelius in seinem Grußwort feststellte, wurde schon beim Einzug der Tanz- und Trachtengruppen deutlich. Neben zahlreichen Abordnungen befreundeter Trachtengruppen, u.a. vom Heimatverein Budaörs/Bretzfeld oder Leinwar/ Schwaigern, reihte sich auch eine ungarndeutsche Tanzgruppe aus Inselneudorf/Szigetújfalu aus dem ungarischen Komitat Pest ein.

Dass an diesem Abend Feiern und Tanzen im Vordergrund standen, machte sich auch an der Länge der Grußworte bemerkbar: sowohl Georg Nelius als auch der Bundesvorsitzende der LDU, Joschi Ament, fassten sich erfrischend kurz, sodass Zeit blieb, den tänzerischen Darbietungen der Gruppen zu folgen.

Ament stellte heraus, dass die Donauschwaben bereits in der dritten Nachkriegsgeneration Brücken bauten, und appellierte an die anwesenden Vertreter der Politik, die Unterstützung der Städtepartnerschaften nicht abreißen zu lassen, da diese gerade in der heutigen Zeit von enormer Bedeutung seien.

Neben warmen Worten hatte Ament aber auch etwas Handfestes im Gepäck: auf einstimmigen Beschluss des LDU-Landesvorstandes heftete er das goldene Ehrenzeichen des Landsmannschaft Herrn Anton Kindtner ans Revers. Dieser zeigte sich gerührt: „Ehrungen bekommt man nicht geschenkt, sondern muss man sich verdienen. Deshalb freue ich mich sehr über diese hohe Auszeichnung.“

Damit war der statische Teil des Abends dann auch schon absolviert. Das bunte und abwechslungsreiche Programm wusste mit verschiedenen Darbietungen der Tanzgruppen der Donauschwaben Mosbach selbst, aber auch mit Tänzen der Siebenbürger Sachsen und den Freunden aus Szigetújfalu sowie Auftritten der Turnergruppe „Exotica“ aus Mosbach-Waldstadt und dem Odenwälder Alphorn-Ensemble zu begeistern.

 

(Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung)

„Budakesser Gemeinschaft setzt Tradition des Kirchweihtreffens in Neckarsulm fort“

Oberbürgermeister und „Patenonkel“ Steffen Hertwig erhält Ehrenzeichen der LDU Baden-Württemberg in Silber

Im Jahr 1989 hatte die Stadt Neckarsulm die Patenschaft für die Budakesser Gemeinschaft übernommen. Seitdem findet das traditionelle Kirchweihtreffen in Neckarsulm statt, in diesem Jahr zum 36. Mal – insgesamt bereits zum 78. Mal in Deutschland.

Auch die diesjährige Festveranstaltung stand ganz im Zeichen der tiefen Freundschaft und Verbundenheit über Ländergrenzen hinweg. So begrüßte Oberbürgermeister Steffen Hertwig als Ehrengäste eine Delegation aus der ungarischen Partnerstadt Budakeszi mit Bürgermeisterin Dr. Ottilia Györi. Am jüngsten Kirchweihtreffen nahm zudem der Oberbürgermeister der sächsischen Partnerstadt Zschopau, Arne Sigmund, mit einer Delegation teil. „Das Kirchweihtreffen ist für mich immer ein besonders schöner Termin. Es fühlt sich immer an wie ein Familientreffen“, versicherte Steffen Hertwig.

Die Teilnahme der Partnerstädte zeige, „wie stark die Bande zwischen unseren drei Städten sind und wie sehr uns gemeinsame Werte und Traditionen verbinden“, bekräftigte Steffen Hertwig. Das Kirchweihfest, das vor der Vertreibung der Ungarndeutschen aus der alten Heimat in jedem Dorf gefeiert wurde, sei ein „Symbol für Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn“. „Es ist ein lebendiges Zeugnis unserer Geschichte, unserer gemeinsamen Wurzeln und unserer kulturellen Identität“, erläuterte OB Hertwig. Diese Tradition müsse für kommende Generationen bewahrt werden. „Auch in der modernen Welt gibt es Werte und Bräuche, die Bestand haben. In einer Zeit, in der sich die Welt so schnell verändert, bieten diese Traditionen Halt und Orientierung.“

Mit den Worten des Bundes- und Landesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn (LDU), Joschi Ament, dankte Franz Huber dem Oberbürgermeister nicht nur für dessen Engagement für die Patenschaft, sondern auch für die gelebte Städtepartnerschaft mit Budakeszi. Der Vorsitzende der Budakesser Gemeinschaft sprach das Grußwort stellvertretend für Joschi Ament, der aus terminlichen Gründen nicht selbst am Kirchweihtreffen teilnehmen konnte. Im Auftrag der LDU überreichte Franz Huber OB Steffen Hertwig eine besondere Auszeichnung, das Ehrenzeichen der Landsmannschaft in Silber.

Steffen Hertwig habe das Ehrenamt des „Patenonkels“ der Budakesser Gemeinschaft nicht nur übernommen. Für ihn sei es vielmehr eine Ehre und eine Herzensangelegenheit, bestätigte Franz Huber. „Wir haben Sie ins Herz geschlossen, so wie Sie uns in Herz geschlossen haben.“

 

Quelle: Stadt Neckarsulm