„Wie die Ungarndeutschen Gerlingen prägten“ (Teil 1)

Der LDU Landesverband in Baden-Württemberg beging 75-Jahr-Festakt

Gerlingen ist für die Geschichte der Ungarndeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg von zentraler Bedeutung.

Für überdurchschnittlich viele Vertriebene wurde die Strohgäustadt nach 1946 zur neuen Heimat. Der Landesverband der LDU in Baden-Württemberg feierte deshalb im Rahmen der alljährlichen Kulturtagung sein 75-Jahr-Jubiläum in Gerlingen.

Noch während des Zweiten Weltkrieges beginnt die Sowjetunion, Ungarndeutsche als Zwangsarbeiter zu verschleppen. Nach Kriegsende, am 19. Januar 1946 werden in Budaörs, in der Nähe von Budapest, dann die ersten Deutschstämmigen in Viehwaggons nach Deutschland ausgewiesen. Am Ende der Massenvertreibung haben mehr als 200.000 Ungarndeutsche ihre alte Heimat verloren.

Welche Auswirkungen dieses Ereignis auf das damals noch kleine Gerlingen hat, zeigt sich wenig später. Schon am 29. April desselben Jahres erreichen die ersten Ungarndeutschen die Gemeinde, zu dieser Zeit ein Dorf mit weniger als 4.000 Einwohnern. Bis zum Jahr 1958, so belegt die Statistik, lassen sich 753 Ungarndeutsche in Gerlingen nieder. In der inzwischen knapp über 10.000 Einwohner großen Stadt leben damit Ende der 1950er Jahre über 3.600 Vertriebene und Flüchtlinge – ein Anteil von 35% und damit weit mehr als in fast allen anderen Kommunen in Baden-Württemberg.

Das Besondere in Gerlingen ist aber nicht die schiere Zahl an ungarndeutschen Neubürgern: vielmehr, dass „ungewöhnlich viele Menschen aus ein und demselben ungarischen Dorf in Gerlingen ankamen“, so erklärt Stadtarchivar Klaus Herrmann.

Die ersten 201 Personen, die im April 1946 der Gemeinde zugeteilt wurden, stammen allesamt aus Schambek (Zsámbék) nahe Budapest. Dieser Umstand sei verantwortlich dafür, dass die Ungarndeutschen in Gerlingen in der Folge ein deutlich stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln als andere Vertriebene, sagt Herrmann. Mit einer entsprechenden Wirkung auf die Stadt.

 

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                  (Quelle: Stuttgarter Zeitung – Text: Torsten Schöll / Bilder: Stadtarchiv Gerlingen)