„Wir können versuchen, aus unserer Erkenntnis das Beste daraus zu machen“

Gedenken zur Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen in Stuttgart

Seit 2013 begeht Ungarn ganz offiziell den 19. Januar als nationalen Gedenktag zur Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.

Der Gedenktag soll als sichtbares Zeichen dienen, dass sich Ungarn heute seiner Schuld bewusst ist, die mit der Vertreibungsverordnung vom 29. Dezember 1945 entstanden ist. Ungarn ist damit weiterhin das einzige Vertreiberland in Osteuropa, das sich ganz offiziell bei den Opfern für das Unrecht entschuldigt und einen solchen nationalen Gedenktag initiiert hat.

Auch in diesem Jahr hatte das Ungarische Generalkonsulat zusammen mit dem Liszt Institut in Stuttgart zu einer Gedenkveranstaltung in das ungarische Kulturzentrum eingeladen.

Nach der Begrüßung durch den Institutsleiter Dr. Dezső Szabó und dem Erklingen sowohl der ungarischen als auch der deutschen Nationalhymne bot die LdU-Vorsitzende Ibolya Hock-Englender anstatt herkömmlicher Grußworte eine anspruchsvolle Auswahl an Werken der ungarndeutschen Literatur, in denen die Vertreibung und Verschleppung, bzw. Identität thematisiert werden und die für sie all das ausdrücken, was das Ungarndeutsche im In- und Ausland verbindet.

Ihr LDU-Pendant in Deutschland, Joschi Ament, erinnerte in seinem Grußwort an die Erlebnisse eines Verwandten, der als Jugendlicher aus Ungarn vertrieben wurde und zeitlebens die Heimat Ungarn in seinem Herzen trug. Ament zog dabei Parallelen zum Krieg in der Ukraine, „dass die dramatischen Ereignisse die heutigen Kinder in der Ukraine bis ins 22. Jahrhundert hineintragen werden.“

Generalkonsul Dr. András Izsák, betonte in seiner Gedenkrede: „Nichts kann den Schandfleck in unserer Geschichte rechtfertigen. Aber wir können versuchen, aus unserer Erkenntnis das Beste zu machen; unter anderem unsere Schuld auch in Form des Gendenktages zum Ausdruck zu bringen. Aber was würde uns all das bringen, wenn das auf Seiten der Betroffenen auf Ablehnung stoßen würde? Wenn man uns nicht verzeihen könnte? Ich beantworte meine eher als rhetorisch gedachte Frage selber: Nichts. Und gerade deshalb bin ich persönlich den Ungarndeutschen und den Landsmannschaften so dankbar, dass wir gemeinsam als Freunde auch an die schrecklichen Tage unserer gemeinsamen Geschichte erinnern und gedenken können“, so der Generalkonsul.

Musikalisch umrahmt wurde der Gedenktag durch inspirierende Liedbeiträge des ungarndeutschen Akkordeonspielers János Teppert aus Waschludt/Városlőd.

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