„Unsere Schuld war unsere Abstammung“

Hochemotionaler Abend im Gerlinger Stadtmuseum

Bis auf den letzten Platz besetzt war das Foyer des Stadtmuseums in Gerlingen, als Joschi Ament über „80 Jahre Malenki Robot“, also über die Deportation der Ungarndeutschen zur Zwangsarbeit nach Russland, sprach.

Dem Ausdruck „Malenki Robot“ liegt die russische Konstruktion „malenkaja robota“ zugrunde, was so viel wie „eine kleine Arbeit“ bedeutet. Diese zwei Wörter wurden in Ungarn zum Symbol für die massenhafte Verschleppung der ungarndeutschen Zivilbevölkerung zur Zwangsarbeit in sowjetische Kriegsgefangenen- und Internierungslager.

Noch vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden zur Jahreswende 1944/1945 etwa 32.000 arbeitsfähige Ungarndeutsche (zumeist Frauen) zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert, von denen etwa 9.000 in den russischen Arbeitslagern starben.

Wer einen deutschen Namen hatte oder sich zu seinen deutschen Wurzeln bekannte, war potentiell von der Verschleppung betroffen. Die einzige Schuld der Menschen war also ihre deutsche Abstammung.

Ament zitierte aus Zeitzeugenberichten, die teilweise aus seinem eigenen familiären Umfeld stammten. Elf enge Angehörige aus seiner Familie wurden damals nach Russland verschleppt, Großeltern, Großtanten und Großonkel. Dies veranlasste Ament, sich intensiv mit der Malenki Robot zu beschäftigen.

Inzwischen gibt es so gut wie keine Überlebenden mehr, die von diesen Gräueltaten berichten können. Umso wertvoller waren die Zeitzeugenberichte, die Joschi Ament aus seiner Familie offenlegte.

Die Zeitzeugenberichte beschrieben die Deportation, die furchtbaren Verhältnisse in den Lagern und die verzweifelte Lage der Betroffenen. Durch diese Schilderungen wurden die beiden Worte „Malenki Robot“ auf eine sehr emotionale Weise erlebbar.

(Quelle: Dr. Birgit Knolmayer, Stadtmuseum Gerlingen)