Gedenken an die Opfer von Flucht und Vertreibung in Stuttgart-Bad Cannstatt
Auch in diesem Jahr fand in enger Abstimmung des baden-württembergischen Innenministeriums und des BdV Landesverbandes Baden-Württemberg am Vertriebenendenkmal im Schlosspark in Stuttgart-Bad Cannstadt eine Gedenkfeier für die Opfer von Flucht und Vertreibung statt.
Staatssekretär Julian Würtenberger zitierte in seiner Rede u.a. den deutschen Historiker Andreas Kossert, der sagte: „Der gewaltsame Verlust von Heimat und die Suche nach dem Woher, nach Antworten auf die Fragen, was die eigene Identität im Hier und Jetzt ausmacht, sind elementar im Leben der Nachkommen von Flüchtlingen und Vertriebenen.“ Vor diesem Hintergrund sei es gut, wenn sich Kinder und Enkel auf Spurensuche begeben, denn das Erinnern sei auch wichtig für die Nachgeborenen, so der Staatssekretär.
Würtenberger dankte den Heimatvertriebenen aber auch für die beeindruckende Aufbauleistung in Baden-Württemberg nach dem Zweiten Weltkrieg und für ihre Leistung als Brückenbauer nach Osteuropa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs.
Raimund Haser, Mitglied des Landtages von Baden-Württemberg, ging in seiner Gedenkansprache zunächst auf den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg ein, den erst die fleißigen, arbeits- und integrationswilligen Heimatvertrieben ermöglicht hätten. Was sie alle dabei verband, sei deutsche Kultur und deutsche Sprache gewesen, so Haser.
Haser bemängelte, dass sich im Laufe der Zeit bei vielen Menschen ein sehr einfaches und leider auch sehr falsches Bild vom Kriegsende eingeprägt hätte. „Am 8. Mai 1945 hat Deutschland die Kapitulation unterschrieben, und im Sommer danach sind wir mit dem VW-Käfer und mit Heinz Erhard im Ohr nach Italien in den Urlaub gefahren.“ Genau so sei es eben nicht gewesen, so Haser, und deshalb sei es auch so wichtig, die Vertreibungsschicksale nicht zu verdrängen.
„All das wird immer schwerer zu vermitteln. Erst recht in den kommenden Jahrzehnten, wenn keiner mehr am Leben sein wird, der alles das am eigenen Leib erfahren hat“, mahnte Haser.
Der CDU-Landtagsabgeordnete, der selbst Sohn eines heimatvertriebenen Donauschwaben ist, schloss mit den Worten, dass man deshalb den Toten das Versprechen geben müsse, dass ihre Geschichte wahrhaftig erzählt werde, und man gleichzeitig den Kindern beibringen müsse, dass das Leid in jedem Krieg am Ende immer diejenigen am härtesten treffe, die am allerwenigsten dafür können.