„Der klaani Prinz“ auf „Ungordäitsch“ des Ofener Berglandes

Rolf Thum übersetzt Antoine de Saint-Exupérys Klassiker in den ungarndeutschen Dialekt seiner Vorfahren

„Der kleine Prinz“ ist das Spätwerk von Antoine de Saint-Exupéry, in dem er all jene Themen verdichtet, mit denen er sich zeitlebens beschäftigte. Nun gibt es den „Klaani Prinz“ auch auf Ungarndeutsch, im Dialekt, wie er im Ofener Bergland gesprochen wurde.

Übersetzt hat das Werk Rolf Thum, geboren 1952 in Heidelberg und heute wohnhaft in Hockenheim. Thums Familie stammt mütterlicherseits aus Budakeszi, westlich von Budapest gelegen. 1946 wurde die Familie aus Ungarn vertrieben. Sie brachte ihren Dialekt mit in die Kurpfalz, wo sie in Heidelberg eine neue Heimat fand.

„Immer, wenn ich bei meiner Oma war, hörte ich Ungarndeutsch. Und auch von einer Tante, die bei meiner berufstätigen Mutter den Haushalt führte. Es machte mir Freude, selbst so zu reden und bereits im Alter von Mitte 20 sammelte ich typische Sprüche und Wörter und erstellte für meine Familie ein kleines Büchlein mit Geschichten in diesem Dialekt zusammen“, erklärt Rolf Thum.

Damals sei es ihm auch gelungen, eine kleine Anekdote mit dem Dialog zweier Streitender in der Heimatzeitung „Unsere Post“ zu veröffentlichen. Gerade, wenn gestritten werde, zeige der Dialekt, was in ihm stecke. Wenn es zum Beispiel auf Hochdeutsch heiße: „Da gehört mit der Peitsche reingeschlagen“, klinge das lange nicht so, wie wenn es laute: „Do ghearat mit der Korwatschn dranei gschlogn!“

Doch wie klingt der „Kleine Prinz“ auf Ungarndeutsch? Wie klingt es, wenn so zentrale Themen wie die Suche nach einem Lebenssinn, nach Liebe und Freundschaft in einer ungarndeutschen Mundart daherkommt? Wenn die Weltsicht der Erwachsenen infrage gestellt wird und letztendlich sogar der Tod neu – als möglicher Weg zurück zu sich selbst – beleuchtet wird?

„Der klaani Prinz“ auf Ungarndeutsch; Übersetzung von Rolf Thum; Verlag „Edition Tintenfass“ Neckarsteinach 2021; ISBN 978-3-947994-93-9; 19 Euro

„Nie wieder Verirren im Dschungel der Gewalt“

Gedenken an die Opfer von Verschleppung und Vertreibung im Ungarischen Kulturinstitut in Stuttgart

Die ungarische Nationalversammlung verabschiedete im Dezember 2012 den Beschlussantrag über die Einrichtung eines jährlichen Gedenktags für die vertriebenen Ungarndeutschen am 19. Januar. Der 19. Januar deshalb, weil am 19. Januar 1946 der erste Zug mit heimatvertriebenen Ungarndeutschen von Budaörs in eine unbekannte Richtung und eine ungewisse Zukunft abfuhr.

Es sollten unzählige weitere Transporte folgen, bis Ende 1948 etwa 220.000 Ungarndeutsche aus ihrer angestammten Heimat vertrieben worden waren.

Seit 2018 erinnert man sich im Ungarischen Kulturinstitut in Stuttgart an die ungarndeutschen Menschen, die Opfer der Verschleppung und Vertreibung wurden, und leistet damit eine wichtige Arbeit zur Aufarbeitung eines dunklen Kapitels der ungarischen Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Der Direktor des Instituts, Dr. Dezső B. Szabó, konnte hierzu zahlreiche hochrangige Vertreter der Ungarndeutschen, aus Politik und Gesellschaft begrüßen.

Die Gedenkansprachen hielten Dr. András Izsák, Generalkonsul von Ungarn, Andreas Schütze, leitender Ministerialdirigent im Innenministerium von Baden-Württemberg sowie (per Videobotschaft zugeschaltet) Miklós Soltész, ungarischer Staatssekretär für Nationalitätenangelegenheiten. Für die heimatverbliebenen und heimatvertriebenen Ungarndeutschen sprachen die beiden Bundesvorsitzenden Ibolya Hock-Englender für die LdU in Ungarn und Joschi Ament für die LDU in Deutschland.

Musikalisch umrahmt wurde der Gedenktag durch das Véménder Trio mit den Sängerinnen Flóra Tillmann und Dorina Gász, begleitet von József Emmert am Akkordeon.

„Wir müssen uns dem Vergessen entgegenstellen, dass sich das Schicksal von uns heimatvertriebenen Ungarndeutschen niemals mehr wiederholt. Sich den Opfern von Krieg, Deportation und Vertreibung zu erinnern, ist deshalb unsere mindeste Pflicht. Mögen wir uns immer daran orientieren: Vertreibung bringt keine Gerechtigkeit“, so Joschi Ament.

„Wir gehen die grundlegende Sanierung und konzeptionelle Neuausrichtung des Hauses der Donauschwaben aktiv an“

Sanierung des Hauses der Donauschwaben in Sindelfingen

„Das Land Baden-Württemberg bekennt sich klar zu seiner Patenschaft für die Volksgruppe der Donauschwaben. Mit je 650.000 Euro Förderung von Stadt und Land stellen wir sicher, dass das Haus der Donauschwaben in Sindelfingen auch in Zukunft ein Ort der Begegnung, der Bewahrung und Pflege des donauschwäbischen Kulturguts bleiben wird. Ich freue mich sehr, dass sich die Stadt Sindelfingen und das Land gemeinsam in die Finanzierung einbringen und damit die Realisierung des Vorhabens möglich machen“, sagte der stellvertretende Ministerpräsident von Baden-Württemberg und Innenminister Thomas Strobl, der zugleich Landesbeauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler ist.

Raimund Haser MdL, Vorsitzender des „Vereins Haus der Donauschwaben e.V.“ betonte: „Vom ersten Moment an, als ich Verantwortung für das Haus der Donauschwaben übernommen habe, hat der Verein für die Neukonzeption und deren Umsetzung im Gebäude hart gearbeitet. Mit der Förderung des Landes und der Stadt Sindelfingen, für die ich Minister Thomas Strobl und Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer sowie dem Landtag und den Stadträtinnen und Stadträten von Sindelfingen äußerst dankbar bin, können wir das Haus modernisieren, die Geschichte auf neue Art weitererzählen und die Türen des Hauses dauerhaft für weitere Zielgruppen öffnen. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit einem neu aufgestellten Haus sowohl die Geschichte und Kultur weiterhin pflegen, wie auch Antworten auf Fragen unserer Zeit geben. Außerdem bleiben wir damit eine wichtige Gedenkstätte für die Opfer von Flucht und Vertreibung im Zuge der Zwangsumsiedelungen nach dem Zweiten Weltkrieg und manifestieren die Patenschaft des Landes Baden-Württemberg sowie der Stadt Sindelfingen mit den einst im südöstlichen Europa beheimateten Donauschwaben.“

Erster Bürgermeister Christian Gangl erklärte: „Wir freuen uns als Stadt Sindelfingen, dass wir das Haus der Donauschwaben gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg sowohl mit den geplanten Sanierungs- und Umbaumaßnahmen als auch mit einer inhaltlichen Neuausrichtung weiterentwickeln können. So wie es damals richtig war, dem Haus den Schwerpunkt einer Begegnungsstätte für Donauschwaben aus aller Welt zu geben, so ist es über 50 Jahre später richtig – angesichts der gesellschaftlichen und politischen Weiterentwicklungen – gerade den europäischen Austausch weiter in den Vordergrund zu rücken und das Haus als Bildungs- und Begegnungsstätte für viele verschiedene Zielgruppen zu öffnen.“     

 

Quelle: Ministerium des Innern, für Digitalisierung und Kommunen

„Patenschaft, Partnerschaft, Landsmannschaft“

Patenschaftsrat der Stadt Gerlingen und der LDU stellen Weichen für 2022

Traditionell traf sich der Patenschaftsrat der Stadt Gerlingen – Mitglieder des Gerlinger Gemeinderates und Mitglieder des Landesvorstandes der LDU – Ende November zu einem Rückblick auf das Jahr 2021, aber auch zu einem Ausblick auf das Jahr 2022.

Patenonkel der LDU und Bürgermeister der Stadt Gerlingen Dirk Oestringer zeigte sich dabei erfreut, dass er seinen Vorgänger im Amt, Bürgermeister a.D. Georg Brenner, unter den besonderen Gästen begrüßen konnte.

Das Hauptamt der Stadt hatte in Abstimmung mit dem LDU-Präsidium eine umfangreiche Agenda für die Sitzung vorbereitet, die den Mitgliedern des Patenschaftsrates als Informations- und Diskussionsgrundlage diente.

Trotz Corona-Pandemie konnte der LDU-Geschäftsführer Erich Gscheidle u.a. auch von zahlreichen offiziellen Begegnungen mit den Freunden der Partnerstadt Tata berichten. „Wir repräsentieren dabei auch immer die Stadt Gerlingen im In- und Ausland“, so Gscheidle. Die Städtepartnerschaft zwischen Gerlingen und Tata sei deshalb ein wesentlicher Bestandteil des symbolischen Dreiklangs „Patenschaft, Partnerschaft, Landsmannschaft“, wie Gscheidle weiter formulierte.

Der weitere Schwerpunkt der Sitzung lag deshalb auch auf den Vorbereitungen der bereits zweimal verschobenen Studienreise des Patenschaftsrates nach Ungarn im kommenden Frühsommer.

„Unser Reiseziel soll nach so langer Pause deshalb auch unsere Partnerstadt Tata sein“, so Bürgermeister Oestringer, dessen Antrittsbesuch in Tata ebenfalls coronabedingt mehrfach verschoben werden musste. „Es ist zwar kein offizielles Jubiläum“, fügte Erich Gscheidle hinzu, „aber die Städtepartnerschaft wird im nächsten Jahr 35 Jahre alt.“

 

„Eure Geschichte ist unsere Geschichte“

Ansätze zur Intensivierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit

Bereits Mitte Oktober 2021 kam es in Bretzfeld zu einem intensiven Gedankenaustausch über eine künftige Zusammenarbeit zwischen den Nachkommen der in Ungarn lebenden Ungarndeutschen und den Nachkommen der nach Deutschland vertriebenen Ungarndeutschen. Hierzu gab es mehrere Begegnungen zwischen der Direktorin des Jakob-Bleyer-Museums in Budaörs, Dr. Katalin Gajdos-Frank, und dem Bretzfelder Bürgermeister Martin Piott sowie der Leiterin des Budaörser Heimatmuseums in Bretzfeld, Theresia Mann. Die Gesprächskreis wurde durch zwei weitere Treffen zwischen Dr. Gajdos-Frank und dem Bundesvorsitzenden der LDU, Joschi Ament – zunächst in Gerlingen und anschließend in Budaörs – ergänzt. In Budaörs nahm auch Imre Ritter, Vertreter der Ungarndeutschen im Ungarischen Parlament am Gedankenaustausch teil.

„Wir – die Kinder und Enkelkinder der Zeitzeugen, die jetzt zwischen 40 und 50 Jahre alt sind – sind die Brücke zwischen der Erlebnisgeneration und der kommenden Jugend. Wir hörten noch von unseren Großeltern, wie die Vertreibung war. Uns berühren noch emotional diese Familiengeschichten. Wir sind also die authentischen Vertreter der Ungarndeutschen. Wir haben Kinder, die zu ihrer ungarndeutschen Identität in der heutigen digitalen Welt erst durch unsere Unterstützung finden können. Das ist unsere Aufgabe in Bezug auf die Zukunft der Ungarndeutschen; deshalb ist eure Geschichte auch unsere Geschichte“, so das abschließende Statement der Gesprächsteilnehmer.