„Wie aus Vertreibung Versöhnung wurde“

Gedenktag in Landtag von Baden-Württemberg

Bundesvorsitzender Joschi Ament am Rande der Gedenkveranstaltung mit Raimund Haser, MdL

„Im Zuge des von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieges verloren Millionen von Menschen in Europa ihre Heimat. Ab 1944 strömten Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten nach Deutschland und Baden-Württemberg. Was folgte, war eine der großartigsten Leistungen der Bundesrepublik Deutschland. Trotz Widrigkeiten stand am Ende die Integration der Heimatvertriebenen.“ Mit diesen Worten hatte Sabine Kurtz, Vizepräsidentin des Landtags von Baden-Württemberg eingeladen. Etwa 350 Gäste waren zur vorerst letzten Veranstaltung in den Landtag nach Stuttgart vor der Schließung wegen des Corona-Virus gekommen. Unter ihnen waren seitens der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, Bundes- und Landesvorsitzender Joschi Ament, Bundes- und Landesgeschäftsführer Erich Gscheidle sowie die Bundes- und Landesvorstandsmitglieder Alfred Freistädter und Uwe Engelhardt.

Raimund Haser, Sprecher für die Angelegenheiten der Vertriebenen in der CDU-Landtagsfraktion und Mitinitiator des Gedenktages, zeigte sich überwältigt von der großen Resonanz der Veranstaltung. In seiner Rede betonte er, wie wichtig es sei, Lehren aus dem Schicksal der Heimatvertriebenen für unsere heutige Gesellschaft zu ziehen: „All dieses Leid hat nicht, wie es vielleicht zu erwarten gewesen wäre, zu Rache und Vergeltung, zu Zorn und ewiger Feindschaft geführt, sondern zu einer beinahe wundersamen Versöhnung“, so Haser. Die Botschaften und Anliegen der Vertriebenen seien deshalb zeitlos und lehrreich.

Dies kam auch ganz deutlich im anschließenden Vortrag „Flucht und Vertreibung – ein zentrales Kapitel deutscher und europäischer Geschichte“ von Herrn Dr. Mathias Beer, dem Geschäftsführer des Instituts der donauschwäbischen Geschichte und Landeskunde in Tübingen, zum Ausdruck.

Abgerundet wurde der Abend mit einer Gesprächsrunde „Brücken bauen für das Europa von morgen“ mit Vertretern der Erlebnisgeneration sowie jungen Aktiven aus den Landsmannschaften und Landeseinrichtungen, die von Raimund Haser moderiert wurde.

Das Schlusswort des Abends gehörte der Landesvorsitzenden des BdV in Baden-Württemberg, Iris Ripsam, die mit den Worten „Versöhnung und Verständigung steht für uns im Mittelpunkt“ die Veranstaltung schloss.

„Ewiger Winter“

Die Vergessenen des Zweiten Weltkrieges

Der Zweite Weltkrieg hatte viele Schauplätze und man meint, dass man Vieles dazu weiß.

Bildquelle: www.zentrum.hu

Der Film des ungarischen Regisseurs Attila Szász „Ewiger Winter – Die Vergessenen des Zweiten Weltkrieges” nimmt sich einer Geschichte an, die noch nie in den letzten 70 Jahren erzählt wurde. Er ist den etwa 60.000 Opfern ungarndeutscher Herkunft gewidmet, die am Ende des Zweiten Weltkrieges in russischen Arbeitslagern um ihr Leben kämpfen mussten.

Ungeschönt thematisiert dieses authentische Historiendrama ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Nachkriegszeit mit brillanter Kameraarbeit und hervorragenden Darstellern: die Verschleppung von Frauen deutscher Abstammung im Winter 1944/45 aus einem ungarischen Dorf in die Sowjetunion.

Dr. Szabó (zweiter von links) mit Vertretern der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn

Das Ungarische Kulturinstitut in Stuttgart nutzte die Gelegenheit, die Ausstellung „Malenki Robot – Das Vergessen ist Exil – die Erinnerung ist Befreiung“, die bis zum 18. Februar 2020 in Gerlingen zu sehen war, um im Rahmen dieser Ausstellung diesen Film in ungarischer Sprache mit deutschen Untertiteln zu zeigen.

Hierzu begrüßte Dr. Dezsö Szabó, Leiter des Instituts, zahlreiche Gäste, darunter auch viele Vertreter der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn. LDU-Bundesvorsitzender Joschi Ament ging in einem Grußwort auf seine persönliche Familiengeschichte ein, die zahlreiche Parallelen zum Film „Örök Tél“ aufweist.

Nach dem knapp zweistündigen Film war verabredet, zum Gedenken an die Opfer der Russland-Deportation in aller Stille auseinander zu gehen.