„Ein bisschen Heimweh nach meiner alten Heimat habe ich eigentlich immer“

Goldenes Verdienstkreuz von Ungarn für Hans Schmuck

v.l.n.r.: Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó, Hans Schmuck, Georg Hodolitsch (Landesvorsitzender der LDU in Bayern)

Der große Saal im ungarischen Generalkonsulat in München war festlich dekoriert – aus gegebenem Anlass, denn Hans Schmuck wurde mit dem Goldenen Verdienstkreuz von Ungarn ausgezeichnet. Die von Staatspräsident János Áder verliehene Auszeichnung überreichte Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó.

Der Generalkonsul ging in seiner Laudatio auf den Werdegang von Hans Schmuck ein. Schmuck wurde in einem kleinen Dorf in Transdanubien in Ungarn geboren. Die Familie wurde am 22. Mai 1946 aus dem Dorf Vértesacsa vertrieben und kam mit den wenigen verbliebenen Habseligkeiten nach Notzingen in Baden-Württemberg. Dort baute seine Mutter – der Vater war noch in Ungarn verstorben – später ein Haus für die Familie.

Beruflich hat Hans Schmuck einen beachtlichen Werdegang vorzuweisen, der ihn über Neumünster und Kiel – dort lernte er seine Ehefrau Karin kennen – bis zurück in den Süden nach Wolfratshausen bei München brachte. Zwei Töchter und zwei Enkelkinder gehören heute zur glücklichen Familie.

Hans Schmuck setzte sich ein Leben lang für andere ein. In seiner neuen Heimat engagierte er sich vor allem für die Angelegenheit der Deutschen aus Ungarn. 22 Jahre lang war er Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn in Bayern, elf Jahre lang war er als Vorsitzender der Bundesdelegiertenversammlung der LDU tätig. Auch politisch war Hans Schmuck aktiv: 18 Jahre lang war er Stadtrat in Geretsried für die CSU.

Als Landesvorsitzender der LDU stärkte und pflegte er den Austausch mit dem Generalkonsulat von Ungarn in München sowie mit anderen Einrichtungen. Er organisierte regional und überregional Kulturveranstaltungen, Vorträge, Ausstellungen und Reisen nach Ungarn. Schmuck pflegt bis heute intensive Beziehungen mit seiner alten Heimat.

In seinen Dankesworten brachte der Geehrte zum Ausdruck, dass ihm die Völkerverständigung zwischen Ungarn und Deutschland ein wichtiges Anliegen sei. Dabei sei es ihm stets eine Herzensangelegenheit gewesen, die deutsch-ungarische Geschichte lebendig zu vermitteln, Kontakte zueinander und das Verständnis füreinander zu fördern. Hans Schmuck ließ dabei erkennen, dass sein Herz auch 75 Jahren nach der Vertreibung immer noch für zwei Heimaten schlägt und verriet zum Schluss: „Ein bisschen Heimweh nach meiner alten Heimat Ungarn habe ich eigentlich immer.“          

 

 

„Die Situation der katholischen Kirche in Ungarn, Jugoslawien und Rumänien 1944/45 bis ca. 1950“

Historikertagung im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen

Mit der Fragen zur Geschichte der (katholischen) Kirche unter den kommunistischen Diktaturen in Ungarn, Jugoslawien und Rumänien an der Zeitenwende am Ende des Zweiten Weltkrieges beschäftigten sich gleich mehrere namhafte Historiker anlässlich einer Tagung, zu der das St. Gerhardswerk nach Sindelfingen eingeladen hatte.

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Dr. Brendel folgten mehrere Vorträge, die in unter-schiedlichen Ausrichtungen immer wieder das Spannungsfeld zwischen Staat bzw. Staatspartei und der Kirche als Institution in den Fokus rückte.

Prof. Dr. Aleksandar Jakir, der aus Kroatien angereist war, berichtete in seinem Vortrag u.a. über das brutale Vorgehen gegen die Kirche im jugoslawischen Sozialismus.

Robert Pech M.A. beleuchtete in seinem Referat die Situation der Donauschwaben in Jugoslawien und ging dabei u.a. auf das Wirken von Pater Wendelin Gruber ein, der 1945 von den kommunistischen Machthabern zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, weil er seelsorgerischen Dienst an seinen Landsleuten in den jugoslawischen Lagern verrichtete.

Dr. Gábor Bánkuti war per Liveübertragung zugeschaltet und ging in seinem Vortrag auf die kommunistische Kirchenpolitik in den ungarisch-rumänischen Grenzregionen nach Trianon ein, die die Kirchen vor eine besondere Aufgabe stellten.

Auch Dr. Andor Lénár war über eine Videokonferenz zugeschaltet und referierte am Beispiel von József Pétery, Bischof von Vác/Waitzen über dessen Tätigkeiten im Schatten der kommunistischen Diktatur in Ungarn.

Dr. Katalin Gajos-Frank aus Budaörs schloss die Historikerkonferenz mit einem packenden Vortrag über die Rolle der katholischen Kirche speziell bei den nicht vertriebenen Ungarndeutschen nach 1946 und gab dabei auch Einblicke in die eigene Familiengeschichte.

Georg Köber, als Vertreter unserer Landsmannschaft, hatte im Anschluss an die Konferenz die Gelegenheit, das Gespräch mit Frau Dr. Gajdos-Frank weiter zu vertiefen.

„Quo vadis? – Unsere Post“

Videokonferenz zwischen der LDU und dem Schwabenverlag

Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hatten Vertreter der LDU zusammen mit Verantwortlichen der Unternehmensgruppe des Schwaben-verlags sowie der Unternehmens-tochter „Unsere Post“ über ein zukunftsfähiges Konzept zum Fort-bestand der Heimatzeitschrift der Deutschen aus Ungarn beraten.

Schon damals war verabredet worden, den konstruktiven Dialog auch in 2021 fortzusetzen. Pandemiebedingt fand ein erneutes Treffen nun digital statt, an dem seitens der LDU der Bundesvorsitzende Joschi Ament und der Bundes-geschäftsführer Erich Gscheidle teilnahmen. Seitens des Schwabenverlages waren die Gesprächs-teilnehmer erneut Stefan Schweizer (Leiter Marketing des Schwabenverlags) und Klaus Loderer (Chefredakteur der „Unsere Post“).

„Leider konnten wir unsere ambitionierten Ziele für das Jahr 2021 bislang nicht erreichen“, so Joschi Ament. „Die Zahl der Abonnenten ist sogar weiter rückläufig“, wie Stefan Schweizer hinzufügte. „Uns fehlen die Veranstaltungen, um die Menschen gezielt auf ein Abonnement anzusprechen“, stellte Erich Gscheidle fest, „denn es ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, die „Unsere Post“ von Generation zu Generation weiterzugeben“, so das Fazit der Gesprächsrunde.

Dennoch waren sich die Teilnehmer der Videokonferenz einig, für die Heimatzeitung, die bereits seit 1946 regelmäßig erscheint, weiter nach tragfähigen Lösungen zu suchen. „Die Aufgabe bleibt schwierig“, so Ament. Die Zukunft wird es zeigen, in welcher Form ein Fortbestand der „Unsere Post“ gesichert werden kann.

 

„Unsere Brückenfunktion macht uns einzigartig“

70 Jahre Donaudeutsche Landsmannschaft in Rheinland-Pfalz

Unsere Zeit mit ihrem hektischen Lebensrhythmus vergisst nur allzu schnell, wie schwierig die Ausgangssituation für Einheimische und Vertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1945 bis 1950 war.

Über 200.000 Ungarndeutsche verloren durch die Vertreibung in den Jahren 1946 bis 1948 ihre Heimat in Ungarn. Die meisten Ungarndeutschen – fast 150.000 von ihnen – kamen nach Baden, Württemberg-Baden und Bayern. Nur etwa 1.000 Ungarndeutsche fanden in dem 1946 neu gegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz eine neue Bleibe. Nach der Ankunft in Deutschland standen zunächst für alle Vertriebenen der Wiederaufbau und die wirtschaftliche Eingliederung an erster Stelle.

Am 21. Oktober 1950 versammelten sich in Neustadt an der Weinstraße 75 Vertrauensleute der Heimatvertriebenen aus dem rumänischen Banat, aus Ungarn und aus Jugoslawien, um eine Landsmannschaft der Pfälzer aus dem Donauraum zu organisieren.

Die offizielle Gründungsversammlung mit nahezu 300 Teilnehmern fand dann am 28. Januar 1951 in Neustadt/Weinstraße statt. Der neu gegründete Verband wurde noch am selben Tag als „Landsmannschaft der Deutschen aus dem Donauraum e.V.“ in das Vereinsregister eingetragen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Stefan Rettig gewählt.

In den Jahren nach der Gründung hatte der Landesverband der Donaudeutschen in Rheinland-Pfalz bis zu 55 Untergliederungen, bestehend aus Kreis-, Stadt- und Ortsverbänden. Auch nach 70 Jahren sind immer noch etwa 450 Mitglieder in den landsmannschaftlichen Untergliederungen organisiert.

Da pandemiebedingt ein Festakt bislang nicht ausgerichtet werden konnte, übermittelte der Bundesvorsitzende der LDU seine Glückwünsche in der aktuellen Ausgabe der Verbandszeitung der Donaudeutschen.

„Unsere Brückenfunktion macht uns Deutsche aus dem Donauraum einzigartig und deshalb hoffe ich, dass es uns gelingen mag, auch die nachfolgenden Generationen unserer Volksgruppe zum Erhalt unseres gesamten kulturellen Erbes zu motivieren und zu faszinieren“, so Ament in seinem Grußwort.